Spray gegen das Coronavirus wird erforscht |
Sven Siebenand |
31.07.2020 13:02 Uhr |
Ein Dosieraerosol gegen SARS-CoV-2 gibt es bislang nicht – noch nicht. / Foto: Adobe Stock/ Gerhard Seybert
Wie einer Pressemitteilung des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) in Göttingen zu entnehmen ist, erhalten Wissenschaftler des DPZ gemeinsam mit Forschern des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin in Hannover vom BMBF 1,6 Millionen Euro zur Untersuchung der Wirksamkeit von Nafamostat.
Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass das in den 1980er-Jahren in Japan eingeführte Medikament, das unter anderem gegen Bauchspeicheldrüsen-Entzündung eingesetzt wird, eine 50-fach höhere antivirale Aktivität als der ebenfalls aus Japan stammende Wirkstoff Camostat aufweist. Sowohl Nafamostat als auch Camostat hemmen die transmembrane Serinprotease 2 (TMPRSS2). Das Virus SARS-CoV-2 benötigt dieses im menschlichen Körper vorhandene Enzym, um in die Wirtszelle einzudringen.
In einem 18-monatigen Projekt soll an den deutschen Einrichtungen nun die Entwicklung von Nafamostat als Medikament zur Behandlung von Covid-19 vorangetrieben werden. Im Rahmen des Projekts wird in einem Primatenmodell untersucht, ob Nafamostat nach intravenöser Gabe vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützt. An anderen Standpunkten sind auch klinische Studien mit Covid-19-Patienten geplant, in denen das Medikament intravenös verabreicht werden soll, etwa in einer Studie am Universitätskrankenhaus im italienischen Padua.
Pharmazeutisch-technologisch besonders interessant an dem BMBF-geförderten Projekt dürfte eine Überprüfung im Rattenmodell und an Lungengewebe sein. In dieser soll getestet werden, ob Nafamostat vernebelt werden kann und durch Inhalation sicher in die Atemwege gelangt. Damit einhergehend werden pharmakokinetische und Sicherheitsstudien durchgeführt.
Im letzten Schritt der Arbeiten wird geklärt, ob durch die direkte Applikation von Nafamostat als Spray in die oberen Atemwege die Infektion mit SARS-CoV-2 gehemmt und Covid-19 verhindert werden kann. Auch andere Wirkstoffe, etwa das bereits bei Covid-19 zugelassene Remdesivir in intravenöser Form (Veklury®), werden dahingehend untersucht, ob man eine wirksame inhalative Formulierung, die man auch früher im Krankheitsverlauf einsetzen könnte, entwickeln kann.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.