Pharmazeutische Zeitung online
Coronavirus-Impfstoff

Phase-III-Studie angehalten

Die große Phase-III-Studie mit dem Coronavirus-Impfstoff von Astra-Zeneca und der Universität Oxford musste wegen einer schwerwiegenden Reaktion bei einem Probanden zunächst gestoppt werden. Unklar ist, ob das Ereignis mit der Impfung zusammenhängt. Dies muss geklärt werden, bevor die Studie fortgesetzt werden kann.
Theo Dingermann
09.09.2020  09:44 Uhr

Die entscheidende Phase-III-Studie, mit der Astra-Zeneca und die Universität Oxford die Wirksamkeit und Sicherheit des Corona-Impfstoffkandidaten AZD1222 beweisen wollen, musste ungeplant gestoppt werden. Grund ist der Verdacht auf eine schwerwiegende Nebenwirkung bei einem Teilnehmer in Großbritannien. Unklar ist, ob die vermeintliche Nebenwirkung tatsächlich im Zusammenhang mit der Impfung steht. Allerdings ist es absolut normal, dass bei Eintreten eines solchen Falls das sogenannte Data and Safety Monitoring Board den Fall sehr genau betrachtet und bewertet, inwieweit der Zwischenfall tatsächlich mit der Impfung in Zusammenhang gebracht werden kann.

Über die Aussetzung der Studie hatte zuerst die Nachrichtenwebsite »STAT« berichtet. Erkrankt sei ein Proband im Vereinigten Königreich, hieß es. Ein Sprecher von Astra-Zeneca bestätigte später einen vorübergehenden Teststopp in den USA und anderen Ländern.

Die »New York Times« berichtete unter Berufung auf eine informierte Person, dass es sich bei dem gesundheitlichen Problem um eine transverse Myelitis handele, eine neuroimmunologische Erkrankung des zentralen Nervensystems, die sich in Form einer Entzündung des Rückenmarks präsentiert und unter anderem auch durch eine Vireninfektion ausgelöst werden kann.

Bekanntlich basiert der Impfstoff von Astra-Zeneca auf einem Schimpansen-Adenovirus, in das das Gen für das SARS-CoV-2-Spike-Protein integriert wurde. Generell gelten Adenoviren als harmlos. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass diese Vektoren – auch wenn sie zuvor inaktiviert wurden – in seltenen Fällen eine Immunantwort auslösen können. Dies wäre natürlich eine unerwünschte Reaktion.

Konzern geht von Einzelfall aus

Astra-Zeneca geht momentan von einem Einzelfall aus. Dennoch verursacht die Nachricht erhebliches Unbehagen in der Szene, die bisher praktisch nur positive Resultate vermelden konnte. Obwohl noch völlig offen ist, ob es einen Zusammenhang zwischen der vermeintlichen Nebenwirkung und der Impfung gibt, zeigt diese Nachricht doch, wie wichtig eine saubere Testung aller Impfstoffkandidaten gerade auch in der Phase III ist.

Mehr von Avoxa