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Vektorvakzine aus Oxford

Zulassungsantrag für Corona-Impfstoff vielleicht noch 2020

Gute Nachrichten aus England: Die Zulassung eines britischen Corona-Impfstoffes kann Forschern der Universität Oxford zufolge möglicherweise noch in diesem Jahr beantragt werden.
Christina Hohmann-Jeddi
25.08.2020  17:59 Uhr

Die Vektorvakzine AZD1222, die die Universität Oxford zusammen mit dem Pharmaunternehmen Astra-Zeneca entwickelt, könnte die erste weltweit werden, die eine reguläre Zulassung erhält. Wie Professor Dr. Andrew Pollard von der Impfstoff-Abteilung der Universität am Dienstag dem Sender BBC berichtete, könnten bis Jahresende genügend Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit der Vektorvakzine vorliegen, um einen Antrag einzureichen.

Bei AZD1222 handelt es sich um einen Vektorimpfstoff, der ein abgeschwächtes nicht replikationsfähiges Schimpansen-Adenovirus (ChAdOx1) enthält, das genetisch so verändert wurde, dass es im Körper des Geimpften das Spike-Protein von SARS-CoV-2 exprimiert. Es beruht somit auf einem ähnlichen Prinzip wie der russische ImpfstoffSputnik V, der vor Kurzem in Russland eine Art Notfallzulassung erhielt, ohne eine Phase-III-Studie abgeschlossen zu haben. Auch dieser verwendet Adenoviren als Vektoren, allerdings humanpathogene. 

AZD1222 befindet sich seit Juni in der klinischen Phase III. Der Impfstoff werde in Großbritannien, Brasilien und Südafrika an insgesamt 20.000 Menschen getestet, berichtete Pollard. Auch in den USA soll das Vakzin erprobt werden. Der Wissenschaftler geht insgesamt von etwa 50.000 Personen aus, die den Impfstoff erhalten sollen. Wie schnell ausreichend Daten zur Schutzwirkung zusammenkommen, hänge von der Zahl der auftretenden Infektionen, die in den kommenden Wochen und Monaten auftreten werden, ab, sagte Pollard. Bei vielen Fällen könnte es auch rasch gehen, dass man eine Effektivität bewerten kann.

Nach einer eventuellen Zulassung müsste der Impfstoff aber erst noch in großen Mengen produziert werden, bis große Bevölkerungsgruppen damit versorgt werden könnten. Wie die »Bild«-Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Deutschland bereits 54 Millionen Dosen des Impfstoffes gesichert. Zusätzlich gebe es die Option auf 18 Millionen weitere Dosen. Die Angaben wurden der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag aus Regierungskreisen bestätigt.

Derzeit befinden sich laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation weltweit sieben Impfstoff-Kandidaten in der dritten und letzten klinischen Erprobungsphase, als letztes kam ein weiterer Adenovirusvektor-basierter Impfstoff des chinesischen Unternehmens CanSino und dem Pekinger Institut für Biotechnologie hinzu. Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut schätzt, dass frühestens Ende dieses, Anfang nächsten Jahres ein Mittel zugelassen werden könnte.

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