Off-Label-Use mit Evidenz |
Überwiegt der Nutzen das Risiko? Diese Frage stellt sich vor jedem Off-Label-Use. / Foto: Getty Images/cagkansayin
Jeder Off-Label-Use erfordert eine sorgfältige, patientenindividuelle Nutzen-Risiko-Analyse. Dabei spielen zum Beispiel die Verträglichkeit und das Ansprechen bisheriger Therapien, Begleiterkrankungen, die Organfunktionen sowie der aktuelle Zustand der Patienten eine Rolle. Mit Letzterem kann sich auch die Einschätzung zur (Nicht-)Eignung einer Therapie jederzeit wieder ändern. Eine Therapieentscheidung für einen Off-Label-Use sollte sich an folgenden Punkten orientieren [6]:
Zwischen In- und Off-Label-Anwendung liegt oft nur ein feiner Unterschied. Dieser kann jedoch relevant sein für die Arzneimittel-Therapiesicherheit. Als Beispiel: Midazolam ist für die Sedierung auf der Intensivstation zugelassen, allerdings nicht für die palliative Sedierung.
Voraussetzung für den Off-Label-Use ist die Aufklärung und das Einverständnis des zu behandelnden Patienten. Auch wenn die Dokumentation im Alltag häufig nicht praktikabel ist und vielfach darauf verzichtet wird, ist ein schriftliches Festhalten des Off-Label-Use in jedem Fall sinnvoll, um Missverständnissen vorzubeugen. So sollte weiteres Gesundheitspersonal, das an der Versorgung beteiligt ist, auf einen Off-Label-Use der Medikamente hingewiesen werden. Ebenfalls sollten Patienten und Angehörige wissen, wenn eine entsprechende Indikation oder Anwendung nicht im Beipackzettel ihres Medikamentes aufzufinden ist.
Arzneistoff | Off-Label-Anwendung |
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Butylscopolamin | Indikation: unkontrollierter Speichelfluss (Siallorhö), terminale Rasselatmung |
Baclofen | Indikation: Schluckauf |
Dexamethason | Applikation: subkutan |
Gabapentin | Indikation: Pruritus, Schluckauf |
Haloperidol | Indikation: ÜbelkeitApplikation: subkutan, intranasal |
Metamizol | Dosierung: > 4 beziehungsweise 5 g/24 h (abhängig von Darreichungsform)Applikation: subkutan, Dauerinfusion |
Metoclopramid | Indikation: Gastroparese, opioidinduzierte Übelkeit, SchluckaufDosierung: > 30 mg/Tag, Anwendung > 5 TageApplikation: subkutan |
Midazolam | Indikation: Angst, UnruheApplikation: subkutan, intranasal |
Mirtazapin | Indikation: Gastroparese, Insomnie, Pruritus |
Morphin und andere Opioide | Indikation: Atemnot |