Kleine Drüse mit großen Aufgaben |
Die Bauchspeicheldrüse ist ein großes, aber unscheinbares Organ – solange sie einwandfrei funktioniert. / Foto: Adobe Stock/Peakstock
Schon im Altertum beschäftigten sich Gelehrte mit der Bauchspeicheldrüse. Die wissenschaftliche Bezeichnung Pankreas soll auf Hippokrates zurückgehen und leitet sich vom Griechischen »πάγκρεας«, also »ganz aus Fleisch« ab (1). Das in der Konkavität des Duodenums liegende, etwa 100 g schwere Organ wird anatomisch in Pankreaskopf, -körper und -schwanz geteilt. Es hat zwei wichtige Funktionen.
Wie wichtig das Pankreas ist, wird oft erst bewusst, wenn das Organ nicht mehr richtig funktioniert. Neben gut- oder bösartigen Neubildungen des Gewebes können auch Entzündungen und Funktionsausfälle auftreten. Sie sind ebenso wie die seltenen neuroendokrinen Tumoren Themen dieses Titelbeitrags.
Arten | Anteil an den Inselzellen (in Prozent) | sezernierte(s) Hormon(e) | Funktion |
---|---|---|---|
A-Zellen, Alfazellen | 10 bis 20 | Glukagon | erhöht den Blutglucosespiegel |
B-Zellen, Betazellen | 70 bis 80 | Insulin, Amylin | Insulin: senkt BlutglucosespiegelAmylin: blockiert Insulinwirkung in Leber und Skelettmuskultur |
D-Zellen, Deltazellen | 5 bis 10 | Somatostatin | hemmt Alfa- und Betazellen |
F-Zellen, PP-Zellen | etwa 2 | pankreatisches Polypeptid | hemmt das exokrine Pankreas |
EC-Zellen | sehr selten | Serotonin und andere | beeinflusst die Darmmotilität |
Ghrelin-Zellen, Epsilonzellen | – | Ghrelin | verstärkt das Hungergefühl |
Bei einer Pankreasinsuffizienz stellt die Bauchspeicheldrüse ihre endokrine und/oder exokrine Funktion teilweise oder vollständig ein. Die endokrine Pankreasinsuffizienz ist durch einen Mangel an Insulin und Glukagon gekennzeichnet. Die Folge eines progredienten Betazelluntergangs ist ein Typ-1-Diabetes, der in diesem Artikel nicht weiter betrachtet wird.
Bei der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) fehlt es an Verdauungssekreten. Das vermindert die Aufnahme von wichtigen Mikronährstoffen wie fettlöslichen Vitaminen und essenziellen Fettsäuren. Eine Malnutrition beeinträchtigt bei Kindern die körperliche Entwicklung; bei Erwachsenen steigt das Risiko für Krankheiten wie Osteoporose. Zudem nehmen die allgemeine Morbidität und vorzeitige Sterblichkeit zu.
Viele Symptome der exokrinen Funktionsstörung sind unspezifisch, zum Beispiel Meteorismus, Diarrhö und Gewichtsverlust. Pathologische Stuhlentleerungen wie eine Steatorrhö und/oder Azotorrhö, also die vermehrte Ausscheidung von Fett beziehungsweise Stickstoffverbindungen, stellen sich erst bei einer schweren Pankreasinsuffizienz ein (4).
»Wichtig ist, dass Symptome wie voluminöse übelriechende Stühle, Durchfall oder ein Gewichtsverlust auch bei anderen Störungen wie einer Zöliakie, Fructose- oder Lactoseintoleranz auftreten können«, sagt Privatdozent Dr. Georg Beyer, Oberarzt und Koordinator des Pankreaszentrums am LMU Klinikum München, gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. Eine Abklärung beim Gastroenterologen sei daher ratsam.
Die häufigste Ursache für eine EPI bei Erwachsenen ist die chronische Pankreatitis, gefolgt von Pankreaskarzinom, Organresektionen und Defektheilungen nach akuter Pankreatitis (5). Es kommen neben den erworbenen Ursachen auch angeborene wie die primäre Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose), kongenitale isolierte Enzymdefekte und bestimmte genetisch bedingte Krankheiten infrage. Bei Kindern ist die zystische Fibrose (CF, Mukoviszidose) der wichtigste Auslöser. Viele CF-Betroffene erreichen dank moderner Therapien das Erwachsenenalter und benötigen lebenslang eine konsequente Behandlung der Pankreasstörung.
Unklar ist, wie häufig die exokrine Pankreasinsuffizienz mit einem Diabetes mellitus vergesellschaftet ist. Bei den oft übergewichtigen Menschen mit Typ-II-Diabetes erscheint eine funktionell relevante exokrine Insuffizienz unwahrscheinlich (5).