Kleine Drüse mit großen Aufgaben |
Eine weitere Säule bei einer EPI ist die Optimierung der Ernährung. »Ziel der Enzymsubstitution ist es, dass sich die Patienten wieder normal und vor allem vollwertig ernähren können. Schonkost und fettarme Diäten leisten Mangelernährung und Kachexie Vorschub«, sagt Beyer.
Die Diät sollte sämtliche Hauptnährstoffgruppen und Vitamine abdecken. Empfohlen wird eine isokalorische Kost. Der Tagesbedarf kann auf vier bis sechs kleinere Mahlzeiten aufgeteilt werden, um die Verdauung zu erleichtern. Eine fettarme Diät ist nur dann erforderlich, wenn trotz adäquater oraler Enzymsubstitution subjektiv belastende Symptome einer Fettmaldigestion auftreten. Bei fortgeschrittener exokriner Insuffizienz kann eine enterale oder parenterale Ernährung erforderlich werden.
Das Apothekenteam kann die Therapie unterstützen, indem es an wichtige Verhaltensmaßnahmen erinnert. Dazu gehört der Verzicht auf Alkohol. Um ein Defizit an Vitaminen und Spurenelementen auszugleichen, können Nahrungsergänzungsmittel helfen. Erwachsene sollen in erster Linie nach klinischen Mangelsymptomen substituieren. Bei Kindern sollte laut Leitlinie die Indikation zur Substitution großzügig gestellt werden, um Gedeihstörungen zu verhindern (8).
Als Ursache einer EPI wurden Entzündungen der Bauchspeicheldrüse bereits genannt. Die akute Pankreatitis (AP) ist eine der häufigsten nicht-malignen gastroenterologischen Krankheiten und verzeichnet eine steigende Inzidenz. In Deutschland erkranken jährlich zwischen 13 und 43 von 100.000 Menschen. Bei bis zu 80 Prozent der Patienten verläuft die Erkrankung mild. Eine schwere Form mit anhaltendem Organversagen führt jedoch bei der Hälfte der Betroffenen zum Tod (8, 10). Bis zu ein Drittel der Patienten entwickelt eine chronische Pankreatitis (CP).
Die Ätiologie der Pankreatitis ist multifaktoriell. Auf Bevölkerungsebene ist Tabakrauchen laut Beyer der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung gutartiger wie bösartiger Bauchspeicheldrüsenerkrankungen. Je nach Erkrankung sei das Risiko gegenüber Nichtrauchern etwa verdoppelt, erhöhe sich aber drastisch, wenn weitere Risikofaktoren wie regelmäßiger Alkoholkonsum hinzukommen. »Das Risiko für die Entwicklung einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung nach erstmaliger akuter Episode bei Menschen, die weiter rauchen und trinken, liegt mehr als fünfmal höher als bei denen, die den schädlichen Konsum einstellen.«
Ein weiterer wichtiger Risikofaktor für eine akute Pankreatitis sind Gallensteine. Sie können in den gemeinsamen Ausführungsgang von Galle und Pankreas wandern und dabei vorübergehend die Pankreassekretion blockieren.
Bei akuten und chronischen Formen spielen auch metabolische Erkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen, zum Beispiel Hypertriglyzeridämie, oder eine Nebenschilddrüsenüberfunktion sowie anatomische Fehlbildungen eine Rolle. Auch eine genetische Disposition kann vorliegen (8, 11). Bei der Pharmakotherapie ist daran zu denken, dass einige Arzneistoffe pankreastoxisch wirken können (Tabelle 2). Bei vorbelasteten Patienten sollte möglichst immer auf Alternativen ausgewichen werden (8).
Arzneimittelgruppen und Wirkorte | Wirkstoffe |
---|---|
kardiovaskulär wirksame Substanzen | Alpha-MethyldopaEnalapril, LosartanHydrochlorothiazid, FurosemidBezafibratPravastatin, SimvastatinAmiodaron |
gastrointestinal wirksame Substanzen | Mesalazin/OlsalazinCimetidinOmeprazol |
Antidiabetika | Inkretin-Mimetika (GLP1-Rezeptoragonisten)* |
Hormone und hormonell wirksame Stoffe | Carbimazol EstrogeneClomiphenDexamethason, Hydrocortison |
Psychopharmaka und Antikonvulsiva | PyritinolValproinsäure, Carbamazepin |
Antiphlogistika | Naproxen, Diclofenac |
Retinoide | systemische Retinoide |
Antiinfektiva und antiparasitäre Mittel | IsoniazidMetronidazolErythromycinSulfmethoxazol/Trimethoprim TetracyclineLamivudin, Pentamidin |
antineoplastische und immunmodulierende Stoffe | CisplatinAzathioprinCytarabinIfosfamid6-Mercaptopurin |
sonstige | Opioide, Cannabis |
*) In der S3-Leitlinie Pankreatitis vom September 2021 erklären die Autoren, dass »keine ausreichende Evidenz für ein erhöhtes Pankreatitis-Risiko durch Einnahme der GLP1-Agonisten Exenatid und Liraglutid« existiere. Berichte von Pankreatitiden nach Markteinführung der Substanzen führten jedoch dazu, dass die Nebenwirkung »Pankreatitis« in die Produktinformationen aufgenommen wurde.