Kleine Drüse mit großen Aufgaben |
Auch bei Pankreatitiden ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Die Symptome sind bei allen Pankreaserkrankungen jedoch unspezifisch und können lediglich Hinweise geben.
Heftige Bauchschmerzen, die gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen, Durchfälle und Übelkeit können eine akute Pankreatitis anzeigen. / Foto: Adobe Stock/zinkevych
Warnzeichen können zum Beispiel starke Bauchschmerzen sein, die gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen. »Die Schmerzen sind häufig so schlimm, dass sich Patienten deswegen beim Arzt oder im Krankenhaus vorstellen. Hier sollten diese Symptome gleich an eine Pankreatitis denken lassen beziehungsweise sollten die Ärzte diese unbedingt ausschließen können«, berichtet Beyer. Weitere häufige Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, fettige Durchfälle, Diabetes mellitus sowie Beschwerden, die einer Gelbsucht ähneln. Bei der akuten Form können die Enzymwerte (Lipase oder Amylase) im Blut bis auf das Dreifache ansteigen. Bildgebende Verfahren liefern weitere Hinweise und können etwaige Nekrosen sowie deren Ausmaß sichtbar machen.
Die Diagnose einer akuten Pankreatitis stellen Ärzte in der Regel dann, wenn mindestens zwei der drei folgenden Kriterien erfüllt sind: typische Abdominalschmerzen, Erhöhung der Serum-Lipase sowie charakteristische bildmorphologische Befunde (8, 10, 11).
Es gibt keine Blutwerte, die auf eine chronische Entzündung hinweisen. Die Bedeutung von bildgebenden Verfahren ist umso größer. Spätfolgen und Komplikationen wie endokrine oder exokrine Funktionsstörungen lassen sich allerdings mit Markern, zu denen Blutzucker und HbA1c sowie Elastase im Stuhl zählen, nachweisen (11).
Eine Pankreastransplantation ist eine seltene Therapiemaßnahme bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und noch seltener bei Menschen mit schweren Organverletzungen im Bauchraum. 2021 gab es in Deutschland 65 Operationen. Bei Diabetespatienten transplantieren Ärzte meistens das Pankreas zusammen mit einer Niere.
Bei einer Pankreastransplantation handelt es sich in der Regel nicht um einen lebensrettenden Eingriff. Die Maßnahme verbessert vielmehr die Lebensqualität der Betroffenen und soll durch eine wiedererlangte körpereigene Insulinproduktion Folgeschäden des Diabetes vermeiden. Eine alleinige Übertragung von Inselzellen ist nur bei einer kleinen und sehr speziellen Gruppe von Patienten mit Typ-1-Diabetes indiziert. Bislang findet die Therapie nur selten und überwiegend im Rahmen von Forschungsprojekten statt.
Literatur: 22, 23
Eine kausale Heilung gibt es nicht. Die Behandlung dient der Symptombekämpfung und soll Folgeschäden vermeiden oder reduzieren.
Bei der AP stehen Analgesie, der Ausgleich von Flüssigkeitsverlusten sowie die Abwendung eines (Multi-)Organversagens im Fokus. Die kontrollierte Volumentherapie beginnt unmittelbar nach Diagnosestellung, in der Regel initial mit Ringer-Laktat-Lösung. Sie ist wichtig, um Flüssigkeitsverluste, zum Beispiel infolge von paralytischem Ileus oder Erbrechen, beziehungsweise eine reduzierte Flüssigkeitsaufnahme auszugleichen.
Bei starken Schmerzen ist laut Pankreatitis-Leitlinie eine Therapie mit Opioiden angezeigt. Opioide können allerdings den paralytischen Ileus verstärken. Da diese Nebenwirkung bei Buprenorphin und Pethidin nicht so stark ausgeprägt ist, sollten diese bevorzugt eingesetzt werden. Für Patienten auf der Intensivstation ist die Periduralanästhesie eine Option (8).
Bei schwerem akuten Verlauf können die Bauchspeicheldrüse und benachbarte Organe im Bauchraum nekrotisieren. Unbehandelt können die Organe versagen. Bei bakteriell infizierten Nekrosen ist eine schnelle und zielgerichtete Antibiose erforderlich, um eine Sepsis zu verhindern (8, 11). Eine generelle antibiotische Prophylaxe empfehlen die Leitlinienautoren allerdings nicht. Es gebe Hinweise, dass Probiotika infektiöse Komplikationen vermeiden könnten, allerdings sei die Datenlage noch sehr dünn (8).