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Hypertonie

Im Alter individuell behandeln

Beratungstipps für die Apotheke

Auch wenn das erklärte Ziel eine einfache, gut umsetzbare antihypertensive Therapie ist, so sehen Apotheker im Alltag häufig komplizierte Therapieregime. Bei älteren Patienten bietet sich dann eine Medikationsanalyse an, die auch in der aktuell veröffentlichten Leitlinie »Hausärztliche Leitlinie Multimedikation« ausdrücklich erwünscht ist (11). Ziel ist es, durch Kombinationsarzneimittel und Reduktion der Einnahmehäufigkeit einfach umsetzbare Medikationspläne zu erreichen.

Bei der pharmazeutischen Betreuung des Patienten ist die begleitende regelmäßige Blutdruckmessung ein wichtiges und lohnenswertes Thema. Wichtig zu vermitteln: Sinnvoll und aussagekräftig sind nur regelmäßige Messungen morgens und abends, am besten immer sechs bis sieben Tage hintereinander, sodass im Blutdruckpass ein Verlauf dokumentiert ist. Das unterstützt den Arzt bei der Beurteilung der medikamentösen Therapie.

► Bei hochbetagten Patienten, die mit einer Selbstmessung nicht mehr zurechtkommen, kann eine regelmäßige Messung, zum Beispiel immer morgens, in der Apotheke sinnvoll sein.

Wenig aussagekräftig sind unregelmäßige Einzelmessungen, die den Patienten eher verunsichern. Dagegen sind Einzelmessungen im Rahmen eines Screenings durchaus sinnvoll, da sie für das Thema Bluthochdruck sensibilisieren. Sie können ein erster Hinweis sein, für eine präzise Diagnostik einen Arzt aufzusuchen.

Nichtmedikamentöse Maßnahmen

Einen hohen Evidenzgrad haben Lebensstilinterventionen. Dabei zählt jede noch so kleine Maßnahme hin zu einer gesunden Lebensweise. Das Apothekenteam soll den Patienten dazu motivieren und positiv bestärken.

Für den Patienten lohnt sich der Einsatz: Lebensstiländerungen senken den Blutdruck so wirksam, dass man dadurch eine medikamentöse Therapie bei einer Hypertonie Grad 1 hinauszögern kann. Ab einer Hypertonie Grad 2 oder einem hohen kardiovaskulären Risiko ist die Änderung des Lebensstils immer begleitend sinnvoll. Langfristig können Arzneimittel geringer dosiert oder eine niedrigere Behandlungsstufe erreicht werden. Evidenzbelegte Interventionen sind:

  • Kochsalzzufuhr unter 5 g/Tag (für alle Hypertoniepatienten);
  • Beschränkung des Alkoholkonsums auf weniger als 14 Einheiten pro Woche bei Männern und weniger als acht Einheiten bei Frauen (eine Einheit entspricht 125 ml Wein oder 250 ml Bier);
  • gesunde Mischkost: viel Gemüse, frisches Obst, Fisch, Nüsse; Einsatz von ungesättigten Fettsäuren, zum Beispiel Olivenöl; Milchprodukte mit niedrigem Fettgehalt; geringer Konsum von rotem Fleisch;
  • Gewichtskontrolle: Body-Mass-Index zwischen 20 und 25, Taillenumfang unter 94 cm bei Männern und unter 80 cm bei Frauen anstreben;
  • regelmäßige aerobe Belastung: an fünf bis sieben Tagen für mindestens 30 Minuten ein moderates Training;
  • Unterstützung bei Raucherentwöhnungsprogrammen.

Natürlich lassen sich nicht alle Maßnahmen umsetzen, schon gar nicht kurzfristig. Die Kunst ist es, den Patienten zu motivieren, sich die eine oder andere Maßnahme vorzunehmen. Jede Veränderung, die beibehalten wird, zählt und verringert das kardiovaskuläre Risiko. Die Apotheke kann als valide, uneigennützige und vertrauensvolle Anlaufstelle dienen.

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