Im Alter individuell behandeln |
Regelmäßige moderate Bewegung gehört zu den wichtigen gesundheitsförderlichen Maßnahmen und wirkt sich zudem günstig auf den Blutdruck aus. / Foto: Adobe Stock/De Visu
Von hochbetagten Personen spricht man ab dem 85. Lebensjahr. 1991 lebten in Deutschland knapp 1,2 Millionen Hochbetagte. Bis 2019 hat sich die Zahl verdoppelt auf 2,4 Millionen (1). Etwa 18 Millionen Menschen sind älter als 65. Schon deshalb sollte der »altersgerechten« Behandlung der Hypertonie besondere Beachtung geschenkt werden.
Bluthochdruck (Hypertonie) ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die wiederum die häufigsten Todesursachen im Erwachsenenalter (35 bis 36 Prozent) sind (2). Kann man diesen Risikofaktor minimieren, indem man den Blutdruck konsequent bis ins hohe Alter senkt? Ganz so einfach lässt sich das nicht beantworten, denn es sind individuelle Parameter zu berücksichtigen. In den neuen Auflagen der Leitlinien zur Behandlung der Hypertonie werden Lebensalter, Begleiterkrankungen, Nierenfunktion, Lebensumstände, Polymedikation und andere Faktoren berücksichtigt und damit eine individuell angepasste Therapie empfohlen.
Die Hypertonie-Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) (3) in der 2018 aktualisierten Version ist die wichtigste Leitlinie in Deutschland (und Europa), die zu Therapie und Management der Hypertonie herangezogen wird. Weiterhin zu beachten sind die S3-Leitlinie »Hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention« und die Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie (geplante Fertigstellung 09/2022).
In weiteren Leitlinien zu verwandten Erkrankungen wie der ESC-Pocket-Guideline »Chronisches Koronarsyndrom«, Version 2019 (4), gibt es Verweise beziehungsweise spezielle Therapieempfehlungen zur Behandlung einer Hypertonie im Kontext der jeweiligen Erkrankung. Dies gilt auch für die S2k-Leitlinie »Erkrankungen der Nierenarterie«.
Auffällig ist, dass es keine Leitlinien zur Hypertonie-Behandlung speziell für Menschen im höheren Lebensalter und für hochaltrige Menschen gibt. Dies ist verwunderlich, da etwa zwei Drittel der über 65-Jährigen an Bluthochdruck leiden (5).