Im Alter individuell behandeln |
Wie schon in der ESC-Leitlinie 2013 werden auch 2018 fünf Haupt-Substanzklassen empfohlen:
Alle Arzneistoffe aus diesen Substanzklassen senken nachweislich den Blutdruck, reduzieren kardiovaskuläre Ereignisse und senken die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Die Arzneistoffe sind weitestgehend längerfristig bewährt, verfügbar und wirksam. Dennoch wird die Hypertonie weltweit als nicht ausreichend kontrolliert bis unkontrolliert bewertet.
Dies liegt an der sogenannten Behandlungsträgheit (das heißt: eine Therapieintensivierung versagt) und der schlechten Adhärenz der Patienten bei komplexer Pharmakotherapie (3, Seite 35). Die Motivation, eine komplexe Medikation täglich und regelmäßig korrekt einzunehmen, ist nachweislich umso geringer, je größer die Anzahl der Tabletten ist.
Daher empfehlen die Autoren der Leitlinie eine einfache und pragmatische Pharmakotherapie (Tabelle 3).
Stufe | Arzneistoffkombination | Zahl der Tabletten | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Initial: Zweifachkombination | ACE-Hemmer oder Sartanplus Calciumkanalblocker oder Diuretikum | 1 | Monotherapie bei Niedrigrisiko-Patienten sowie sehr alten oder gebrechlichen Patienten |
Stufe 2: Dreifachkombination | ACE-Hemmer oder Sartanplus Calciumkanalblockerplus Diuretikum | 1 | |
Stufe 3: Dreifachkombination plus Spironolacton oder anderer Arzneistoff | Stufe 2 plusSpironolacton (25 bis 50 mg/d)oder anderes Diuretikum oder Alphablocker oder Betablocker | 2 | resistente Hypertonie, eventuell Überweisung an spezialisiertes Zentrum |
Dieses Therapieregime erscheint kompliziert. Eine Medikationsanalyse in der Apotheke kann eventuell Abhilfe schaffen. / Foto: Adobe Stock/Printemps
Großer Wert wird auf Kombinationsarzneimittel gelegt, die die Adhärenz nachweislich verbessern und inzwischen in sehr vielen Stärken zur Verfügung stehen. Apotheker können bei der Analyse von Medikationsplänen solche Vereinfachungen (»single-pill combination«) vorschlagen.
Initial (Stufe 1) werden zwei Arzneistoffe in einer Kombinationstablette empfohlen. Bei ungenügender Blutdruckkontrolle wird auf eine Dreifachkombination umgestellt und gegebenenfalls auf Stufe 3 eskaliert. Auch bei älteren Patienten folgt man diesem Basisschema, beginnt aber mit einer Monotherapie nach dem Motto »Start low and go slow« und unter besonderer Berücksichtigung der Verträglichkeit.
► Die Blutdrucksenkung wird nicht um jeden Preis durchgesetzt, denn sie birgt bei älteren und multimorbiden Patienten potenziell Nebenwirkungen wie erhöhte Sturzgefahr, Nierenversagen und Risiko für Nierenschäden, Frakturen, Hyper- und Hypokaliämie, Hypotension und Synkopen.