Früh erkennen, gezielt behandeln |
Annette Rößler |
14.01.2024 08:00 Uhr |
Ein etabliertes Verfahren ist auch die tiefe Hirnstimulation (THS). Dabei werden eine oder zwei dünne Elektroden in einer Operation im Gehirn platziert, die über feine, unter der Haut liegende Kabel mit einem sogenannten Hirnschrittmacher verbunden sind. Dies ist ein Gerät, das regelmäßig schwache elektrische Impulse an die Elektroden aussendet und zumeist unter der Haut am Schlüsselbein des Patienten platziert wird. Welche Zielregion im Gehirn am besten geeignet ist, um die Symptome des Patienten zu lindern, ist individuell unterschiedlich.
Pro Jahr erhalten in Deutschland einige Hundert Parkinson-Patienten einen Hirnschrittmacher. Es gibt keine Altersgrenze; der Gesundheitszustand des Patienten sollte aber so gut sein, dass er den Eingriff voraussichtlich gut übersteht. Laut der DGN gibt es inzwischen Erfahrungen, dass ein Hirnschrittmacher bis zu elf Jahre gegen motorische Symptome wirksam ist, aber die Entwicklung einer Demenz nicht hinauszögern kann.
Kommen eine Pumpentherapie oder eine THS nicht infrage, kann bei schwer zu kontrollierenden Wirkfluktuationen eine bestimmte Hirnregion – nämlich der Globus pallidus, der an der Bewegungskontrolle beteiligt ist – operativ zerstört werden (Pallidotomie). Dabei werden radiochirurgische Verfahren (Gamma-Knife oder auch Cyber-Knife) wegen des hohen Komplikationsrisikos nicht mehr empfohlen. Ein relativ neues ablatives Verfahren, das keine Operation erfordert, ist der MRT-gesteuerte fokussierte Ultraschall (MRgFUS). Es scheint laut Leitlinie vor allem bei Tremor sehr gut wirksam zu sein, soll aber vorerst nur in Studien angewendet werden.
Als unterstützende Ansätze, die Patienten bei der Bewältigung ihres Alltags helfen können, werden schließlich auch Physiotherapie, Ergotherapie und künstlerische Therapien genannt. Letztere können etwa Tanztherapie, Tai-Chi oder musikunterstütztes rhythmisches Gangtraining umfassen. Sie können Patienten helfen, die Bewegungssteifigkeit zu überwinden und ihre Lebensqualität verbessern.
Annette Rößler studierte Pharmazie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und erhielt 2002 die Approbation als Apothekerin. Sie arbeitete mehrere Jahre in Krankenhaus- und verschiedenen öffentlichen Apotheken in Schweden und Deutschland. Nach Volontariat bei der Springer-Medizin-Verlagsgruppe und Tätigkeit als Redakteurin im Newsroom der Ärzte Zeitung wechselte sie 2011 in das Berliner Büro der Pharmazeutischen Zeitung.