Früh erkennen, gezielt behandeln |
Annette Rößler |
14.01.2024 08:00 Uhr |
Sind die Möglichkeiten der oralen Pharmakotherapie ausgeschöpft, stehen verschiedene invasive Optionen zur Verfügung. In der Leitlinie wird betont, dass Patienten spätestens beim Auftreten erster Fluktuationen über diese Möglichkeiten aufgeklärt werden sollten, um gemeinsam mit ihrem Arzt den weiteren Verlauf der Therapie zu planen. Ernsthaft zu erwägen ist eine invasive Therapie dann, wenn pro Tag mindestens fünf Einnahmezeitpunkte von Levodopa erforderlich sind, die Off-Phasen sich auf mindestens zwei Stunden pro Tag addieren oder störende Dyskinesien auf mindestens eine Stunde pro Tag.
So kann dem Patienten über eine Arzneistoffpumpe subkutan kontinuierlich Apomorphin verabreicht werden. Dies ist insbesondere zur Reduktion von Off-Phasen und bei Dyskinesien empfehlenswert. Die benötigte Dosis ist individuell unterschiedlich; üblich sind Tagesdosen von 20 bis 40 mg.
Koordinationstraining und soziale Interaktion: Tischtennis ist als Sportart für Parkinson-Patienten besonders gut geeignet. / Foto: Getty Images/zeljkosantrac
Auch ist es möglich, Levodopa kontinuierlich über eine Sonde in den Dünndarm zu verabreichen und so motorische Fluktuationen zu reduzieren, die mit einer oralen Therapie nicht (mehr) in den Griff zu bekommen sind. Für diese Anwendung stehen ein Levodopa/Carbidopa-Intestinalgel (LCIG, Duodopa®) und ein Levodopa/Entacapon/Carbidopa-Intestinalgel (LECI, Lecigon®) zur Verfügung. Großer Vorteil der Intestinalgele sind die konstanten Wirkspiegel, die mit ihnen erreicht werden; nachteilig ist, dass dafür eine Jejunalsonde gelegt werden muss.
Diesbezüglich stellt die seit Kurzem erhältliche Produodopa®-Infusionslösung eine Weiterentwicklung dar. Enthalten sind Levodopa-Monophosphat (Foslevodopa) und Carbidopa-Monophosphat (Foscarbidopa) im Verhältnis 20:1. Die Phosphatierung erhöht die Löslichkeit der beiden Wirkstoffe; im Körper wird jeweils das Monophosphat abgespalten. Produodopa ist zur kontinuierlichen subkutanen Infusion bestimmt. Hersteller Abbvie betont den Vorteil, dass damit keine Operation zum Legen der Dünndarmsonde mehr nötig ist.