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Parkinson-Krankheit

Früh erkennen, gezielt behandeln

Bevor Patienten mit Parkinson-Krankheit die klassischen Symptome entwickeln, sind sie meist schon viele Jahre lang erkrankt, ohne es zu merken. Die kürzlich vollständig überarbeitete S2k-Leitlinie zur Parkinson-Krankheit enthält Empfehlungen zur Diagnostik sowie mehrere ausführliche Kapitel zur medikamentösen Therapie.
Annette Rößler
14.01.2024  08:00 Uhr

Tyramineffekt ist vermeidbar

Normalerweise wird Tyramin durch MAO in der Darmschleimhaut abgebaut, bevor es aufgenommen wird. Werden die MAO durch nicht selektive Inhibitoren blockiert, kommt es nach dem Verzehr von tyraminreichen ­Nahrungsmitteln zu einem Blutdruckanstieg (Tyramin- oder auch Käse­effekt). Um das zu vermeiden, werden bei Parkinson-Patienten Wirkstoffe eingesetzt, die selektiv die MAO-B hemmen, nämlich Rasagilin, Selegilin und Safinamid. Sie führen zu einem Anstieg des Dopaminspiegels im Corpus striatum, haben in zugelassenen Dosierungen aber keinen Tyramineffekt.

Verglichen mit Levodopa sind MAO-B-Hemmer weniger stark wirksam. Eine Monotherapie mit einem MAO-B-Hemmer zu beginnen, ist deshalb nur ratsam, wenn die Symptomatik noch nicht zu stark ausgeprägt ist. In diesen Fällen ist es aber eine gute Option, denn es gibt Hinweise darauf, dass MAO-B-Hemmer das Fortschreiten der Erkrankung verzögern könnten.

Für die Monotherapie sowie bei Wirkfluktuationen unter Levodopa in Kombination mit diesem sind Rasagilin und Selegilin zugelassen. Safinamid hemmt nicht nur MAO-B, sondern auch spannungsabhängige Natrium- und Calciumkanäle und hat zudem anti­glutamaterge Effekte. Es ist nur für ­Patienten im mittleren bis späten Stadium der PK zugelassen und kommt dann in Kombination mit Levodopa bei Wirkfluktuationen zum Einsatz.

Levodopa immer kombinieren

Levodopa (L-3,4-Dihydroxyphenylalanin oder auch L-Dopa) ist eine Vorstufe von Dopamin, die im Gegensatz zu diesem die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann. Im ZNS wird Levodopa durch enzymatische Decarboxylierung in ­Dopamin umgewandelt. Der Abbau findet jedoch auch in der Peripherie statt, sodass nur ein Bruchteil der peroral verabreichten Levodopa-Menge das ZNS erreicht.

Levodopa wird daher bei oraler Gabe immer fix mit einem der beiden peripher wirksamen Dopa-Decarboxylase-Hemmer (DDI) Carbidopa oder Benserazid kombiniert. Laut Leitlinie sind beide als gleichwertig anzusehen, da es keine vergleichenden Studien gibt.

Levodopa wird nach oraler Gabe rasch resorbiert und auch rasch wieder ausgeschieden (Eliminationshalbwertszeit 0,6 bis 1,3 Stunden). Das Ausmaß der Resorption hängt davon ab, ob im Darm die Transportersysteme für neutrale Aminosäuren frei sind oder nicht. Eiweißreiche Nahrung behindert die Aufnahme von Levodopa in den Körper. Unretardierte Präparate mit Levo­dopa plus DDI werden daher in der Regel auf mehrere Gaben über den Tag verteilt und müssen im zeitlichen ­Abstand zu eiweißreichen Mahlzeiten eingenommen werden. Auch Levodopa in retardierten Darreichungsformen interagiert mit der Nahrung, weshalb deren Anwendung in der Leitlinie nicht für tagsüber, sondern lediglich während der Nacht empfohlen wird.

Nach mehrjähriger Levodopa-Therapie nimmt die Wirkung bei den meisten Patienten ab: Die Symptome verstärken sich gegen Ende eines Dosisintervalls, wenn der Levodopa-Spiegel sinkt ­(Wearing-off- oder End-of-Dose-Akinesie). Auch kommt es zu sogenannten motorischen Fluktuationen, in denen sich Zeiträume mit guter Wirksamkeit (On-Phasen) mit Intervallen mit un­zureichender Symptomkontrolle abwechseln (Off-Phasen). Dies geschieht zunehmend häufiger und unvorhersehbarer. Hinzu kommen Dyskinesien zum Zeitpunkt der maximalen Levodopa-Wirkung: unwillkürliche Bewegungen von Gesicht, Rumpf und Extremitäten.

Um Off-Phasen zu kupieren, steht Levodopa auch in inhalativen Formulierungen zur Verfügung. Da diese keinen DDI enthalten, dürfen sie nur bei Pa­tienten angewendet werden, die auch orale Darreichungsformen mit Levo­dopa plus DDI einnehmen.

Die anfängliche Monotherapie soll von einer Kombinationstherapie abgelöst werden, wenn die Wirksamkeit bei mittlerer Erhaltungsdosis unzureichend ist oder so gravierende Nebenwirkungen auftreten, dass eine für die Symptomkontrolle notwendige Dosierung nicht erreicht werden kann. Hatte der Patient zunächst einen MAO-B-Hemmer erhalten, sollten bevorzugt ein Dopaminagonist oder Levodopa hinzugegeben werden. War er zunächst auf einen Dopaminagonisten ein­gestellt, sollte eine Kombination mit Levodopa erfolgen. Bei einer anfäng­lichen Levodopa-Monotherapie sollte zusätzlich ein Dopaminagonist gegeben werden.

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