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Infektionen

Doppelt gefährlich für Schwangere

Den Kontakt mit Pathogenen können werdende Mütter nicht immer vermeiden. Welche Erreger besonders gefährlich sind und wie Schwangere sich schützen können, ist ein wichtiges Beratungsthema.
Nicole Schuster
05.03.2023  08:00 Uhr

Parvoviren: Kinder als Infektionsquelle

Die Ringelröteln (Erythema infectiosum) erinnern nur vom Namen her an die Röteln. Die Infektionserkrankung wird nicht durch das Rötelnvirus, sondern durch das Parvovirus B19 verursacht. Dieses wird durch Tröpfchen- oder Kontaktinfektionen übertragen. Bei akut Infizierten sind die Viruskonzentrationen in Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel oder Urin besonders hoch. Ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben seronegative Schwangere, die beruflich Kontakt mit Kindern und Kleinkindern haben, zum Beispiel Erzieherinnen, Lehrerinnen, Kinderkrankenschwestern und Kinderärztinnen.

Die Krankheit, die durch eine Anämie und einen girlandenförmigen Ausschlag an Armen und Beinen gekennzeichnet ist, zählt wie Röteln zu den Kinderkrankheiten. Mehr als 50 Prozent der Erwachsenen haben Ringelröteln bereits durchgemacht und sind lebenslang geschützt.

Eine Infektion in der Schwangerschaft kann beim ungeborenen Kind zu Anämie, Wasseransammlung in Haut und Gewebe (Hydrops fetalis) sowie zu Fehl- und Totgeburten führen. Bis einschließlich der 20. Schwangerschaftswoche ist die Gefahr besonders groß, dass die Viren auf das Kind übergehen. Eine Schutzimpfung gibt es nicht. Bei infizierten Schwangeren ist eine engmaschige sonografische Überwachung (Dopplersonografie) angezeigt, um eine fetale Anämie frühzeitig erkennen und therapieren zu können. Einen schweren Hydrops fetalis behandeln Ärzte mit intrauterinen Bluttransfusionen über die Nabelschnurvene (6, 7).

Windpocken und Gürtelrose

Das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ist höchst kontagiös und wird aerogen durch virushaltige Tröpfchen oder durch virushaltigen Bläscheninhalt, Speichel und Tränenflüssigkeit übertragen. VZV löst als akute Primärerkrankung die Varizellen (Windpocken) aus. Danach kann das Virus jahrelang in den Spinalganglien persistieren und bei einer Reaktivierung Gürtelrose (Herpes zoster) verursachen.

Die meisten Frauen sind bereits immun, wenn sie schwanger werden. Während die Kinderkrankheit selbstlimitierend und mild verläuft, kann sich bei Erstinfektion einer Schwangeren eine Varizellenpneumonie entwickeln und einen fulminanten Verlauf nehmen. Hat sich die Frau zwischen der fünften und 24. Schwangerschaftswoche angesteckt und wird das Virus diaplazentar übertragen, erleiden bis zu 2 Prozent der Ungeborenen ein kongenitales Varizellensyndrom (CVS). Das CVS kann zu einer Hypoplasie der Gliedmaßen, Mikrozephalie und Hydrozephalie, zu Katarakt, intrauteriner Wachstumsbeschränkung und geistiger Retardierung führen.

Bei Herpes zoster in der Schwangerschaft, also der Zweitmanifestation der Viruserkrankung, ist das Risiko für ein CVS gering. Antikörper im mütterlichen Blut verhindern, dass das Virus die Plazenta passiert und den Fetus infiziert.

Eine aktive Immunisierung präkonzeptionell bietet den besten Schutz (Tabelle 1). Postexpositionell werden seronegative Schwangere mit Varizella-Zoster-Immunglobulin (VZIG) behandelt. Das VZIG muss innerhalb von 96 Stunden, maximal bis zu zehn Tage nach Exposition verabreicht werden und kann einen Krankheitsausbruch verhindern oder abschwächen. Erkranken Schwangere an unkomplizierten Windpocken, werden sie antiviral mit oralem Aciclovir behandelt. Eine intravenöse Gabe ist bei einer Varizellenpneumonie angezeigt.

Besteht bei Neugeborenen das Risiko, dass sie sich perinatal infiziert haben, bekommen sie ebenfalls VZIG und werden beobachtet. Bei Symptomen ist eine Therapie mit intravenösem Aciclovir angezeigt (5, 8, 9).

Impfung gegen Indiziert Möglich Kontraindiziert
Influenza (Totimpfstoff) x (einmal ab zweitem Trimenon*)
Covid-19 (mRNA) x (ab zweitem Trimenon*)
Pertussis (in Kombinationsimpfstoff) x (im dritten Trimenon**)
Diphtherie x
Tetanus x (nach Exposition) x
Polio (IPV-Impfstoff) x
Masern, Mumps, Röteln (Lebendimpfstoff) x
Windpocken (Lebendimpfstoff) x
Hepatitis B x (nach Exposition) x
Tabelle 1: Von der STIKO empfohlene Impfungen in der Schwangerschaft (26). *) bei bestimmten Vorerkrankungen bereits im ersten Trimenon; **) bei bekanntem Risiko für Frühgeburten bereits im zweiten Trimenon
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