Die zehn Stärksten 2024 |
Welche Medikamente werden 2024 weltweit die höchsten Umsätze erzielen? Mit weitem Abstand ganz vorne: ein Antikörper; auf Platz 10: ein Antikörper. Und dazwischen? / Foto: Adobe Stock/Andrej Kaprinay
Mit einem voraussichtlichen Umsatz von mehr als 27 Milliarden US-Dollar (USD) liegt der monoklonale Anti-PD1-Antikörper Pembrolizumab (Keytruda®) laut der Prognose von Evaluate unangefochten an der Spitze der für 2024 erwarteten Rangliste (Tabelle). Dies ist mehr als das Doppelte des Umsatzes der meisten anderen Produkte in den Top 10. Angesichts des klinischen Erfolgs von Pembrolizumab und der angestrebten Indikationserweiterungen könnte sich diese Position bis 2027 weiter festigen. Ab 2028 ist angesichts des Patentablaufs jedoch mit Umsatzrückgängen zu rechnen, nicht zuletzt wegen des Markteintritts von Biosimilars.
Der wichtigste Konkurrent von Pembrolizumab im Bereich der onkologischen Immuntherapeutika ist Nivolumab (Opdivo®), das mit einer Umsatzprognose von 11 Milliarden USD ebenfalls in den Top 10 vertreten ist (Platz 7).
Monoklonale Antikörper gehören weltweit zu den umsatzstärksten Arzneimitteln. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Mit Umsatzerwartungen von mehr als 16 Milliarden USD in 2024 katapultiert sich das Semaglutid-haltige Präparat Ozempic®, das zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt wird, auf Platz 2 der Top 10. Grund sind die in den letzten Monaten stark gestiegenen Prognosen für den Arzneistoff, was Novo Nordisk zu erheblichen Investitionen in die Produktion veranlasst hat, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Der Markt für GLP1-Analoga ist einer der hoffnungsvollsten in der Branche, insbesondere unter dem Aspekt der Adipositastherapie, die als wichtiger Markttreiber angesehen wird. Kombiniert man die Prognosen für die Produkte mit dem Wirkstoff Semaglutid – also Ozempic®, Rybelsus® (eine orale Variante zur Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus) und Wegovy® (Semaglutid zur Behandlung von Adipositas) – ergibt sich eine Gesamtprognose von mehr als 28 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024.
Der dritte Platz geht an den Antikörper Dupilumab (Dupixent®) mit einer Prognose von fast 13,5 Milliarden USD, zurückzuführen vor allem auf das starke Umsatzwachstum in den Indikationen atopische Dermatitis und Asthma bronchiale. Hinzu kommen positive Ergebnisse klinischer Studien bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) mit einer möglichen Zulassung für diese Indikation in nicht allzu ferner Zukunft, was sich als weiterer lukrativer Markt erweisen könnte.
In den für 2024 erwarteten Top 10 sind mehrere Präparate neu vertreten. Daratumumab (Darzalex®) für die Therapie des multiplen Myeloms wird mit Prognosen von fast 12 Milliarden USD auf Platz 6 geführt. Der Impfstoff Gardasil® gegen humane Papillomaviren (HPV) macht einen unerwarteten Sprung nach oben, indem er auf Platz 9 einsteigt – obwohl der Impfstoff seit fast zwei Jahrzehnten auf dem Markt ist. Die starke Nachfrage, insbesondere in China, wird als treibende Kraft angeführt.
Platz | Produkt, Hersteller | Arzneistoffklasse | weltweite Umsätze (Milliarden US$) |
---|---|---|---|
1 | Keytruda®, Merck & Co. | Anti-PD1-Antikörper | 27,19 |
2 | Ozempic®, Novo Nordisk | GLP1-Rezeptoragonist | 16,13 |
3 | Dupixent®, Sanofi/Regeneron | Anti-IL-4/IL-13-Antikörper | 13,45 |
4 | Eliquis®, Bristol-Myers Squibb/Pfizer | Faktor-Xa-Inhibitor | 13,31 |
5 | Biktarvy®, Gilead Sciences/Yuhan | HIV-INSTI, NRTI, NtRTI | 12,57 |
6 | Darzalex®, Johnson & Johnson | Anti-CD38-Antikörper | 11,98 |
7 | Opdivo®, Bristol-Myers Squibb/Ono | Anti-PD1-Rezeptor-Antikörper | 11,33 |
8 | Comirnaty®, Pfizer/Biontech | SARS-CoV-2-Impfstoff | 10,79 |
9 | Gardasil®, Merck & Co./CSL | HPV-Impfstoff | 10,03 |
10 | Skyrizi®, Abbvie | Anti-IL-23-Antikörper | 9,93 |
INSTI: Integrase-Strang-Transfer-Inhibitor; GLP1: Glucagon-like Peptide 1; HPV: humanes Papillomavirus; NRTI: Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Inhibitor; NtRTI: Nukleotid-Reverse-Transkriptase-Inhibitor; PD1: programmiertes Zelltodprotein 1; SARS-CoV-2: schweres akutes respiratorisches Syndrom-Coronavirus 2
Teil 3 des sechsteiligen Beitrags zum Ausblick auf das Jahr 2024 / Foto: Sebastian Erb
1 – Ausblick 2024: Es droht das Apothekenreformgesetz
2 – Neue Arzneistoffe: Mögliche Innovationen in 2024
3 – Umsatzprognose: Die zehn Stärksten 2024
4 – Bis 2030: mRNA-Impfstoffe zur Krebstherapie
5 – Neuer DPhG-Präsident: »Mehr Wissenschaft in die Praxis bringen«
Risankizumab (Skyrizi®) zur Behandlung der Plaque-Psoriasis und Psoriasis-Arthritis rundet die Liste der Neueinsteiger auf Platz 10 ab. Das Kombinationspräparat Biktarvy® (Bictegravir, Emtricitabin und Tenofoviralafenamid), eine antiretrovirale Kombinationsbehandlung für HIV-Infizierte, findet sich in der Rangliste auf Platz 5, mit geringem Abstand zum direkten oralen Antikoagulans Apixaban (Eliquis®).
Mehrere Produkte fallen dadurch auf, dass sie in den Top-10-Produktprognosen für 2024 nicht mehr auftauchen. Während der Covid-19-Impfstoff Tozinameran (Comirnaty®) auf Platz 8 bleibt, fallen andere Covid-19-Behandlungen und -Impfstoffe aus der Top-Position heraus, was dem Abflauen der Pandemie geschuldet ist. Dazu gehören das antivirale Medikament Paxlovid™ (Nirmatrelvir plus Ritonavir) und der Impfstoff Spikevax® (Elasomeran). Außerdem fehlen prominente Arzneimittel der letzten Jahre, darunter Humira® (Adalimumab) und Stelara™ (Ustekinumab).