Die große Unbekannte |
Eine Beobachtung aus der Praxis ist, dass die Erkrankung in Schüben verläuft. Vom Beginn der Symptome an dauere es etwa eine Woche, bis der Patient Atemnot entwickele, berichtete Neb. Bemerkenswert sei, dass die Sauerstoffsättigung des Bluts in der Regel bereits vorher abgenommen habe. Diesen stillen Sauerstoffmangel bemerkten die Patienten nicht; er sei aber von außen erkennbar, da die Betroffenen blaue Lippen hätten. Erst wenn durch eine fortschreitende Schädigung des Lungengewebes das Abatmen von CO2 behindert sei, klagten die Patienten über »Probleme mit dem Atmen«.
Danach vergehe noch einmal etwa eine Woche, bis die Patienten ins Krankenhaus kämen und von da an noch einmal anderthalb Wochen, bevor sie künstlich beatmet werden müssten. »Diese Verschlechterung ist aber kein Muss«, betonte Neb. Nur etwa 10 Prozent der Infizierten würden schwer krank und etwa 5 Prozent intensivpflichtig.
Eine weitere Besonderheit bei Covid-19-Patienten sei, dass sie fast immer kalte Hände und Füße hätten, auch bei hohem Fieber. Zudem sei die Rekapillarisierungszeit verlängert. Diese bestimmt man, indem man an einem Finger den Nagel für einige Sekungen gegen das Nagelbett drückt, sodass dieses hell wird. Lässt man den Finger los, soll sich das Nagelbett sofort wieder rosa färben. Tut es das nicht, ist die Rekapillarisierungszeit verlängert – ein Zeichen für eine gestörte Mikrozirkulation, ebenso wie die kalten Hände und Füße der Patienten.
Eine wahrscheinliche Erklärung hierfür habe ein Züricher Forscherteam im Fachjournal »The Lancet« geliefert, das im Gefäßendothel große Mengen von SARS-CoV-2 nachgewiesen habe (DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30937-5). Wenn das Gefäßendothel durch das Virus geschädigt werde, resultiere daraus die beobachtete Mikrozirkulationsstörung, die auch für die Schäden an anderen Organen verantwortlich sein könnte, so Neb. Hierzu passe auch das bei einigen Kindern mit Covid-19 beobachtete Kawasaki-ähnliche Syndrom, da es sich dabei auch um eine Gefäßentzündung handele.
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Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.