Das Immunsystem der Psyche stärken |
Während der Fokus der Resilienzforschung in ihren Anfängen vornehmlich auf der Identifizierung von Schutzfaktoren lag, verschob sich dieser in den letzten Jahren mehr in Richtung Prävention – nicht nur auf der individuellen, sondern auch auf der gesellschaftlichen Ebene. Wie lassen sich Lern-, Arbeits- und Umweltbedingungen so gestalten, dass Stress und stressbedingte Erkrankungen verringert werden? Was befähigt die Gesellschaft, flexibel mit Krisen umzugehen? Gibt es auch eine kollektive Resilienz?
Resilienz bedeutet nicht, dass alles an einem abprallt. Auch resiliente Menschen erleben psychische Krisen. / Foto: Getty Images/Justin Case
Hier bot die Covid-19-Pandemie ein breites Forschungsfeld. Als systemische Schutzfaktoren identifizierten Wissenschaftler unter anderem sozialen Zusammenhalt, Solidarität, Partizipation, kollektive Intelligenz und effektive Kommunikation. Daraus entwickelten sie spezifische Programme, die künftig die Widerstandsfähigkeit von Gemeinden gegenüber Katastrophen unterstützen sollen.
Dass Resilienz in den letzten Jahren zu einem Modebegriff avanciert ist und sich immer mehr Menschen damit beschäftigen, sieht Helmreich zum Teil kritisch: »Es besteht die Gefahr, dass psychische Erkrankungen stigmatisiert werden nach dem Motto ›der- oder diejenige ist nur nicht resilient genug‹.« Resilienz bedeute nicht, dass alles an einem abpralle: »Das Auf und Ab der Gefühle gehört zum Leben – ebenso wie psychische Krisen. Und man darf Resilienz nicht auf eine individuelle Aufgabe reduzieren, sondern muss auch strukturelle Bedingungen immer wieder überprüfen und verbessern.«
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Clara Wildenrath ist Diplom-Biologin, Wissenschaftsjournalistin und Buchautorin. Sie berichtet sowohl für Fachkreise als auch für Laien über Grundlagen und Neuerungen in der Medizin. Zu ihren Schwerpunktthemen gehören unter anderem die Gynäkologie, Immunologie und Biochemie.E-Mail: wildenrath@cw-medizintexte.de