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Resilienz

Das Immunsystem der Psyche stärken

Resilienz ist ein dynamischer Prozess

Die gute Nachricht ist: Resilienz lässt sich trainieren. Unsere psychische Widerstandskraft ist ein Kontinuum – ein lebenslanger dynamischer Prozess, den wir durch unser Denken und Handeln aktiv beeinflussen können. »Wir kennen heute eine ganze Reihe evidenzbasierter Faktoren, die sich in vielen wissenschaftlich hochwertigen Studien als trainierbar und mit Resilienz assoziiert erwiesen haben«, sagt Helmreich. Als wichtigen Punkt nennt die psychologische Psychotherapeutin das sogenannte aktive Coping, also die aktive Bewältigung von Stress. Sie unterscheidet dabei zwischen dem problemorientierten und dem emotionsorientierten Coping: Bei Ersterem geht es darum, die belastende Situation zu verändern, bei Letzterem um die Auseinandersetzung mit damit verbundenen unangenehmen Gefühlen wie Angst oder Trauer.

Welche Strategie besser geeignet ist, um ein Problem zu bewältigen, hängt vor allem davon ab, wie stark es dem eigenen Einfluss unterliegt. »Wenn ich eine Situation nicht verändern kann, hilft es, das anzuerkennen und eine neue Sichtweise darauf zu finden«, erklärt Helmreich. Nicht gegen negative Emotionen anzukämpfen, sondern den Blick bewusst auf positive Aspekte zu richten, kann einer Krise das zerstörerische Potenzial nehmen, Distanz schaffen und neue Handlungsspielräume eröffnen. Nachweislich positiv wirkte sich in verschiedenen Studien das sogenannte expressive Schreiben aus – also die schriftliche Auseinandersetzung mit belastenden Gefühlen in einem Tagebuch.

Um zu erkennen, wie sich die Widrigkeiten des Lebens am besten bewältigen lassen, ist eine gewisse kognitive Flexibilität erforderlich. Resiliente Menschen können sich rasch auf sich verändernde Gegebenheiten einstellen und neue Lösungen finden. Wenn sie feststellen, dass ein Weg nicht zum gewünschten Ziel führt, überlegen sie sich alternative Handlungsstrategien. Helmreich nennt ein einfaches Beispiel: »Wenn ich auf einen frei werdenden Parkplatz vor mir warte und plötzlich im Rückspiegel sehe, dass ein Auto wegfährt, lege ich schnell den Rückwärtsgang ein.« Die kognitive Flexibilität kann man im Alltag trainieren, indem man beispielsweise hin und wieder neue Wege zur Arbeit nimmt, seine Gewohnheiten durchbricht und sich mit anderen Menschen und Sichtweisen auseinandersetzt.

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