Booster-Impfungen: Apotheker und Ärzte im Gespräch |
Ev Tebroke |
17.11.2021 15:04 Uhr |
Impfen in der Apotheke? Bislang waren Apotheker und Ärzte in Brandenburg für eine strikte Trennung der Kompetenzbereiche. / Foto: Adobe Stock/konstantin yuganov
Angesichts der politischen Überlegungen, zur Eindämmung des Pandemiegeschehens auch Apotheken in die Booster-Impfungen einzubinden, scheinen bei der Brandenburger Apothekerschaft die Widerstände gegen das Impfen in der Apotheke zu bröckeln. Das war zumindest der Eindruck auf der heutigen Kammerversammlung. Diese war zwar zunächst als Präsenzveranstaltung anberaumt worden, fand aber aufgrund drastisch steigender Corona-Infektionszahlen per Video statt. Kammerpräsident Jens Dobbert zeigte sich hinsichtlich der Pandemie-Entwicklung sehr besorgt. Er befürchtet, dass aus Deutschland bald Bilder wie aus Bergamo kommen könnten. Die italienische Stadt in der Lombardei war zu Pandemiebeginn zum Synonym für die tödliche Gefahr des Corona-Virus geworden, die Bilder der Militär-Lastwagen-Konvois mit Corona-Toten gingen um die Welt.
Für Kammerpräsident Dobbert ist der Plan der Ampel-Koalition, den Status der epidemischen Notlage nicht zu verlängern, »sehr problematisch«. Die Durchimpfungsrate hierzulande von rund 70 Prozent sei nicht ausreichend. Bislang freiwillig Nicht-Geimpfte erwiesen sich überwiegend als beratungsresistent, bedauert der Kammerpräsident. Dobbert, der selbst ein Testzentrum betreibt, erlebt das nach eigenen Angaben täglich im Kontakt mit Ungeimpften, die zum Testen kommen. »Die meisten sind unbelehrbar.«
Es gehe darum, tagtäglich dafür zu kämpfen, dass die Durchimpfungsrate steigt, betonte Dobbert auf der heutigen Kammerversammlung. Auch die Apotheker würden unermüdlich dazu beraten und versuchen aufzuklären. Was das Thema Corona-Booster-Impfung in der Apotheke betrifft, so zeigten sich einige Delegierte auf der Kammerversammlung offen dafür, die Ärzte bei den Impfungen zu unterstützen. Man möchte sich nicht aufdrängen, aber wenn die Politik aktiv um die Mithilfe der Apotheker bitte, will man sich auch nicht verweigern, so der Tenor. Derzeit berät die Ampel-Koalition darüber, die Apotheken bei den Auffrischungsimpfungen einzubinden, um niedrigschwellig schneller mehr Menschen zu erreichen und so das Infektionsgeschehen einzudämmen.
Bislang haben sich die Landesapotheker- und die Landeärztekammer in Brandenburg gemeinsam gegen das Impfen in Apotheken ausgesprochen. Zuletzt hatten deren Präsidenten Dobbert und Frank-Ullrich Schulz dies im Dezember 2019 in einer gemeinsamen Resolution verdeutlicht. Damals ging es darum, ob auch in Brandenburg Modellprojekte zur Grippeimpfung starten können. Seitens der Delegierten kam heute nun die Anregung, über die Resolution noch einmal nachzudenken. Dobbert betonte, die Kammer sei im Gespräch mit der Ärzteseite. Es sei nicht einfach, aber man sei »aktiv am Ball«.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.