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Brandenburg
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Booster-Impfungen: Apotheker und Ärzte im Gespräch

In Brandenburg haben sich Apotheker und Ärzte bislang gemeinsam gegen das Impfen in Apotheken ausgesprochen. Angesichts der dramatischen Corona-Lage könnte sich das beim Thema Boostern vielleicht ändern. So zumindest der Tenor bei der heutigen digitalen Versammlung der Landesapothekerkammer Brandenburg.
AutorKontaktEv Tebroke
Datum 17.11.2021  15:04 Uhr

Angesichts der politischen Überlegungen, zur Eindämmung des Pandemiegeschehens auch Apotheken in die Booster-Impfungen einzubinden, scheinen bei der Brandenburger Apothekerschaft die Widerstände gegen das Impfen in der Apotheke zu bröckeln. Das war zumindest der Eindruck auf der heutigen Kammerversammlung. Diese war zwar zunächst als Präsenzveranstaltung anberaumt worden, fand aber aufgrund drastisch steigender Corona-Infektionszahlen per Video statt. Kammerpräsident Jens Dobbert zeigte sich hinsichtlich der Pandemie-Entwicklung sehr besorgt. Er befürchtet, dass aus Deutschland bald Bilder wie aus Bergamo kommen könnten. Die italienische Stadt in der Lombardei war zu Pandemiebeginn zum Synonym für die tödliche Gefahr des Corona-Virus geworden, die Bilder der Militär-Lastwagen-Konvois mit Corona-Toten gingen um die Welt.

Für Kammerpräsident Dobbert ist der Plan der Ampel-Koalition, den Status der epidemischen Notlage nicht zu verlängern, »sehr problematisch«. Die Durchimpfungsrate hierzulande von rund 70 Prozent sei nicht ausreichend. Bislang freiwillig Nicht-Geimpfte erwiesen sich überwiegend als beratungsresistent, bedauert der Kammerpräsident. Dobbert, der selbst ein Testzentrum betreibt, erlebt das nach eigenen Angaben täglich im Kontakt mit Ungeimpften, die zum Testen kommen. »Die meisten sind unbelehrbar.«

Delegierte wollen Ärzten helfen

Es gehe darum, tagtäglich dafür zu kämpfen, dass die Durchimpfungsrate steigt, betonte Dobbert auf der heutigen Kammerversammlung. Auch die Apotheker würden unermüdlich dazu beraten und versuchen aufzuklären. Was das Thema Corona-Booster-Impfung in der Apotheke betrifft, so zeigten sich einige Delegierte auf der Kammerversammlung offen dafür, die Ärzte bei den Impfungen zu unterstützen. Man möchte sich nicht aufdrängen, aber wenn die Politik aktiv um die Mithilfe der Apotheker bitte, will man sich auch nicht verweigern, so der Tenor. Derzeit berät die Ampel-Koalition darüber, die Apotheken bei den Auffrischungsimpfungen einzubinden, um niedrigschwellig schneller mehr Menschen zu erreichen und so das Infektionsgeschehen einzudämmen.

Bislang haben sich die Landesapotheker- und die Landeärztekammer in Brandenburg gemeinsam gegen das Impfen in Apotheken ausgesprochen. Zuletzt hatten deren Präsidenten Dobbert und Frank-Ullrich Schulz dies im Dezember 2019 in einer gemeinsamen Resolution verdeutlicht. Damals ging es darum, ob auch in Brandenburg Modellprojekte zur Grippeimpfung starten können. Seitens der Delegierten kam heute nun die Anregung, über die Resolution noch einmal nachzudenken. Dobbert betonte, die Kammer sei im Gespräch mit der Ärzteseite. Es sei nicht einfach, aber man sei »aktiv am Ball«.

»Präqualifizierung abschaffen«

Was die derzeitige Arbeitssituation in den Offizinen betrifft, so unterstrich Dobbert die hohe Arbeitsbelastung aber auch das große Engagement der Apothekerschaft. »Wir holen die Kohlen aus dem Feuer«, sagte er rückblickend auf die zurückliegenden Pandemie-Monate. Sei es nun Maskenverteilung, Herstellung von Desinfektionsmitteln, Testangebote oder die Erstellung der Corona-Impfzertifikate: Leider gebe es nur selten Dank seitens der Politik, bedauert der Kammerpräsident. Gleichzeitig kritisiert der die Überfrachtung der täglichen Arbeit mit übertriebenen bürokratischen Anforderungen. Insbesondere ging Dobbert mit dem Thema Präqualifizierung ins Gericht. Die Kassen hatten jüngst neue Vorgaben zur Abgabe von Trink- und Sondennahrung beschlossen, die einen weiteren zusätzlichen bürokratischen Aufwand in den Apotheken nach sich ziehen. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hatte deshalb Gespräche mit den Kassen angekündigt. Dobberts Meinung in diesem Punkt ist eindeutig: »Die Präqualifizierung in diesem Bereich muss weg!«

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