Pharmazeutische Zeitung online
Verschiedene DOAK

Blutungsrisiko mit Rivaroxaban am höchsten

Die verschiedenen direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) sind nicht identisch, was das Blutungsrisiko angeht. Isländische Versorgungsdaten zeigen jetzt: Rivaroxaban ist mit dem höchsten Blutungsrisiko assoziiert.
Annette Rößler
11.10.2021  11:00 Uhr

Die vier in Europa zugelassenen DOAK Apixaban (Eliquis®), Dabigatran (Pradaxa®), Edoxaban (Lixiana®) und Rivaroxaban (Xarelto®) werden zusammen mittlerweile deutlich häufiger eingesetzt als Vitamin-K-Antagonisten (VKA). Das liegt vor allem daran, dass sie einfacher zu dosieren sind als VKA. Alle Antikoagulanzien bergen aber das Risiko von Blutungen; besonders gefährlich sind dabei Blutungen im Magen-Darm-Trakt und im Kopf. Bezüglich des Hirnblutungsrisikos haben sich die DOAK gegenüber VKA als sicherer erwiesen. Ob sie auch bezüglich des gastrointestinalen Blutungsrisikos im Vorteil sind, ist aufgrund widersprüchlicher Studienergebnisse nicht gesagt.

Von »den« DOAK zu sprechen, ist dabei allerdings auch nicht korrekt, denn innerhalb der Wirkstoffgruppe gibt es durchaus Unterschiede. Das berichtet jetzt ein Team um Dr. Arnar B. Ingason von der Universität von Island im Fachjournal »Annals of Internal Medicine«. Die Forscher hatten die Rate gastrointestinaler Blutungen (GIB) bei allen isländischen Patienten erfasst, die zwischen 2014 und 2019 eine Behandlung mit einem DOAK begonnen hatten. Insgesamt waren das 2157 Patienten unter Apixaban, 494 unter Dabigatran und 3217 unter Rivaroxaban; Edoxaban kam nicht vor.

Verglichen mit Apixaban kam es demnach unter Rivaroxaban zu mehr Blutungsereignissen: 3,2 versus 2,5 pro 100 Personenjahren. Das entsprach einem Anstieg des relativen Risikos um 42 Prozent. Auch das Risiko für schwere GIB war erhöht (1,9 versus 1,4 pro 100 Personenjahren, relativer Risikoanstieg 50 Prozent). Der Vergleich mit Dabigatran war aufgrund der geringen Patientenzahl statistisch unsicher; er zeigte zwar auch einen Nachteil für Rivaroxaban, aber durch die großen Konfidenzintervalle war auch ein Nulleffekt nicht auszuschließen.

Das höhere GIB-Risiko unter Rivaroxaban lässt sich aus Sicht der Autoren zumindest teilweise mit Unterschieden in der Pharmakokinetik erklären. Rivaroxaban werde meist nur einmal täglich gegeben, die anderen beiden DOAK aber zweimal täglich. Das führe zu höheren Spitzenwerten bei der Plasmakonzentration und einer stärkeren gerinnungshemmenden Wirksamkeit, wodurch das Blutungsrisiko steige. Auch eine bessere Adhärenz der Patienten, die nur eine statt zwei Tabletten pro Tag zu schlucken haben, sei als Erklärung denkbar.

Mehr von Avoxa