Blick in die Pipeline |
Mycobacterium tuberculosis: Das aerobe, stäbchenförmige Bakterium verursacht etwa 98 Prozent der Tuberkulosefälle. / Foto: Adobe Stock/Dr_Microbe
In vielen Ländern hat die Covid-19-Pandemie die Zahl der Tuberkulose-(TB-)Fälle wieder ansteigen lassen, da der Zugang zur Behandlung erschwert war. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten 2021 fast elf Millionen Menschen an einer Tuberkulose und etwa 1,6 Millionen Menschen starben daran. Damit gehört TB neben HIV und Malaria zu den häufigsten und tödlichsten Infektionskrankheiten (1).
In Deutschland sind die Erkrankungszahlen vergleichsweise gering: So wurden 2021 insgesamt 3896 Tuberkulosefälle registriert, was 4,7 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern entspricht. Jedoch ist Deutschland laut Professor Dr. Andrew Ullmann, dem gesundheitspolitischen Sprecher der FDP im Bundestag, weiterhin nicht auf dem Weg, das Ziel der Inzidenz von einem Tuberkulosefall pro 100.000 Einwohnern zu erreichen. »Um das Ziel zu erreichen, müssen wir handeln. Dazu müssen wir die ununterbrochene Versorgung von Patientinnen und Patienten sicherstellen«, so Ullmann in einer Mitteilung von März 2023.
TB manifestiert sich am häufigsten in der Lunge, kann aber auch andere Organe befallen. Die meisten Erkrankten in Deutschland sind Menschen, die im Ausland geboren wurden. Einen geringeren Anteil machen ältere oder immungeschwächte Menschen aus (2).
Der häufigste TB-Erreger ist das Bakterium Mycobacterium tuberculosis (Mtb), das überwiegend durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Zur Ansteckung genügt die Inhalation nur weniger Mikrotröpfchen, die einen bis drei Erreger enthalten. Etwa 5 bis 10 Prozent der mit Mtb Infizierten erkranken tatsächlich im Laufe ihres Lebens. Erwachsene mit offener TB sind hochansteckend, da sie die TB-Erreger in feinsten Tröpfchen beim Niesen und Husten ausscheiden. Kinder sind selten Überträger, da die ausgeschiedene Bakterienmenge selbst bei offener Lungen-TB zu gering ist. Andere Übertragungswege wie parenteral oder intrauterin sind selten.
Die Inkubationszeit beträgt sechs bis acht Wochen. Die Symptome sind eher unspezifisch: Husten bei Lungen-TB sowie Appetitmangel, Gewichtsabnahme, leichtes Fieber, vermehrtes Schwitzen, besonders nachts, sowie Müdigkeit und allgemeine Schwäche (3).
Wesentlich zur verbesserten Diagnostik und damit auch zu einer früheren und gezielteren Therapie haben in den letzten Jahren molekularbiologische Methoden wie PCR beigetragen. Mithilfe dieser lassen sich Tuberkulosebakterien schneller und sensitiver als mit der Mikroskopie in Untersuchungsmaterial nachweisen und sie ermöglichen je nach verwendetem Testverfahren auch den gleichzeitigen Nachweis häufiger Resistenzmutationen, zum Beispiel gegen Isoniazid und Rifampicin.