Einen völlig neuen Wirkmechanismus hat Telacebec. Der Arzneistoff bindet an die Qcr-Untereinheit des respiratorischen Cytochrom bc1 und stört dadurch den Energiemetabolismus. Cytochroms bc1 ist eine wichtige Komponente der Elektronentransportkette. Der Elektronentransfer durch verschiedene Cytochrome wird durch die Oxidation von organischem Material gestartet, wobei ein Elektronenpotenzial entsteht und Protonen fließen; infolge kann die ATP-Synthetase ADP zu ATP phosphorylieren. In nanomolarer Konzentration hemmt Telacebec in vitro das Wachstum von DS- und DR-TB-Erregern.
Der Arzneistoff hat günstige pharmakokinetische Eigenschaften: Neben einer hohen oralen Bioverfügbarkeit von 90 Prozent weist er eine lange Halbwertszeit von 23 Stunden auf. Interaktionen mit Cytochrom-P450-Isoenzymen liegen nicht vor. In einer Phase-II-Studie zeigte Telacebec sich bei Patienten mit DS-TB als gut wirksam und verträglich nach 14-tägiger Einnahme. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet (6, 9, 16).
Pyrifazimin ist ein Analogon von Clofazimin, das aufgrund seiner antimykobakteriellen Wirksamkeit bei Lepra eingesetzt wird. Der Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Jedoch wird vermutet, das Pyrifazimin intrazellulär reaktiven Sauerstoff produziert und es dadurch zu einem Elektronenmangel in der mykobakteriellen Atmungskette kommt und zur Störung der Membran.
Pyrifazimin ist wirksamer als Clofazimin, insbesondere bei DR-TB. Es weist weiterhin eine verbesserte Pharmakokinetik auf und ist weniger lipophil. Hautentfärbungen wie bei Clofazimin werden nicht beobachtet. Eine Phase-II-Studie mit Patienten mit DS-TB wurde in China initiiert (6, 9).
| Wirkstoff | Wirkmechanismus | Entwicklungsphase |
|---|---|---|
| Arzneistoffe mit Angriffspunkt mykobakterielle Zellwand | ||
| BTZ-043 | inhibiert Decaprenylphosphoryl-β-D-ribose 2'-epimerase (DprE1) und hemmt so die Synthese von Lipoarabinomannan und Arabinogalactaon | II |
| Quabodepistat (OPC-167832) | inhibiert Decaprenylphosphoryl-β-D-ribose 2'-epimerase (DprE1) und hemmt so die Synthese von Lipoarabinomannan und Arabinogalactaon | II |
| TBA-7371 | inhibiert Decaprenylphosphoryl-β-D-ribose 2'-epimerase (DprE1) und hemmt so die Synthese von Lipoarabinomannan und Arabinogalactaon | II |
| Sanfetrinemcilexetil | inhibiert Transpeptidasen und hemmt so die Peptidoglykansynthese | II |
| Arzneistoffe mit Angriffspunkt Proteinsynthese | ||
| Delpazolid | bindet an 23sRNA und hemmt so die bakterielle Proteinsynthese | II |
| Sutezolid | bindet an 23sRNA und hemmt so die bakterielle Proteinsynthese | II/III |
| GSK-3036656 | inhibiert die Leucyl-tRNA Synthetase und hemmt so die bakterielle Proteinsynthese | II |
| Arzneistoffe mit Angriffspunkt Energiemetabolismus | ||
| TBAJ-876 | inhibiert die F-ATP-Synthase und hemmt dadurch die ATP-, DNA- beziehungsweise Proteinsynthese und den Stickstoffmetabolismus | I |
| TBAJ-587 | inhibiert die F-ATP-Synthase und hemmt dadurch die ATP-, DNA- beziehungsweise Proteinsynthese und den Stickstoffmetabolismus | I |
| Sudapyrin | inhibiert die F-ATP-Synthase und hemmt dadurch die ATP-, DNA- beziehungsweise Proteinsynthese und den Stickstoffmetabolismus | II |
| Telacebec | inhibiert respiratorisches Cytochrom bc1 und stört so die Elektronentransportkette | II |
| Pyrifazimin | Bildung von reaktivem Sauerstoff und dadurch Störung der mykobakteriellen Atmungskette durch Elektronenmangel und der Membran | II |