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Harnwegsinfektionen

Bei Kindern nach der Ursache fahnden

Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten bakteriell verursachten Infektionen bei Säuglingen und Kindern, sind aber keineswegs banal. Die Ursachen müssen vom Arzt abgeklärt werden, damit eine spezifische Therapie eingeleitet werden kann. Eine Selbstmedikation ist bei Säuglingen und Kleinkindern nicht vertretbar.
Brigitte Willer
01.05.2022  08:00 Uhr

Infektionsprophylaxe über mehrere Monate

Wichtige Risikofaktoren für rezidivierende Infektionen sind der vesiko-renale Reflux, Fehlbildungen im Harntrakt, Blasenfunktions- und Stuhlentleerungsstörungen wie Enkopresis (Einkoten) oder Obstipation. Gerade die Funktionsstörungen von Blase und Darm werden als Ursache für rezidivierende Infekte unterschätzt und dementsprechend auch nicht behandelt.

Eine Infektionsprophylaxe über drei bis sechs Monate sollte erwogen werden bei:

  • Säuglingen mit einem VUR zur Vermeidung von Pyelonephritiden und daraus resultierenden Nierenparenchymnarben;
  • Kindern mit Blasenfunktionsstörungen und rezidivierenden Harnwegsinfektionen. Die Dauer der Langzeitprophylaxe sollte genutzt werden, um die Blasenfunktionsstörungen zu therapieren;
  • Mädchen mit rezidivierenden unkomplizierten Zystitiden mit hohem Leidensdruck.

Laut Leitlinie bevorzugte antibakterielle Wirkstoffe für die Langzeitprophylaxe sind Nitrofurantoin, Trimethoprim, Nitroxilin und Cefaclor.

  • Nitrofurantoin (2 mg/kg KG als Einmalgabe abends) zeichnet sich durch eine geringe Resistenzentwicklung aus und wird von Kindern in der Regel gut vertragen. Gelegentlich können Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Ernste Nebenwirkungen wie die Entwicklung einer Lungenfibrose treten nicht auf. Zudem hat Nitrofurantoin nur einen geringen Einfluss auf die Darmflora.
  • Trimethoprim (2 mg/kg KG als Einmalgabe) ist für Kinder gut verträglich, allerdings schränkt die regional unterschiedliche Resistenzentwicklung den Einsatz ein.
  • Nitroxilin (150 mg abends) zeichnet sich ähnlich wie Nitrofurantoin durch eine niedrige Resistenzrate aus. Der Wirkstoff ist erst ab einem Alter von 14 Jahren zugelassen.
  • Cefaclor (10 mg/kg KG als Einmalgabe abends) wird wegen der Bildung von Extended Spectrum Beta-Lactamase-produzierenden Keimen zur Langzeitprophylaxe nur eingeschränkt empfohlen.

Nicht antibakterielle Wirkstoffe zur Prophylaxe

Mannose ist eine zu den Monosacchariden gehörende natürliche Hexose. Von der Glucose unterscheidet sie sich nur durch die Stellung der Hydroxygruppe an C2. Im Organismus ist Mannose hauptsächlich Bestandteil von Membranen.

Mannose wird vom Körper kaum verstoffwechselt und im Urin unverändert ausgeschieden. E. coli bindet mit seinen Typ-1-Pili an die Mannose im Urin und nicht mehr am Uroepithel. Dadurch können Rezidive verhindert werden. Während in einer Studie mit erwachsenen Frauen gezeigt wurde, dass Mannose das Risiko von HWI ähnlich wie Nitrofurantoin senken kann, ist die Datenlage bei Kindern gering. In der Praxis wird Mannose bei Kindern zur Prophylaxe von unkomplizierten Zystitiden eingesetzt. Die Dosis beträgt bei Kindern unter 14 Jahren 1000 mg, ab dem 14. Lebensjahr 2000 mg.

Cranberry hemmt die Anheftung der P-Fimbrien am Uroepithel und kann zur Prophylaxe von unkomplizierten rezidivierenden Zystitiden ab dem späteren Kindesalter eingesetzt werden.

Die Kombination von Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel verhindert das Eindringen von E. coli in die Uroepithelzelle und kann bei Kindern ab sechs Jahren nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zur Prophylaxe von unkomplizierten rezidivierenden Zystitiden eingesetzt werden. Ein Kombipräparat aus Rosmarinblättern, Liebstöckelwurzel und Tausendgüldenkraut kann bei Kindern ab zwölf Jahren zur Prophylaxe eingesetzt werden.

Die orale Immunstimulation mit lyophilisierten lysierten Fraktionen von 18 ausgewählten E.-coli-Stämmen ist bei Kindern ab vier Jahren zur Prophylaxe von rezidivierenden unkomplizierten Zystitiden zugelassen.

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