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Harnwegsinfektionen

Bei Kindern nach der Ursache fahnden

Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten bakteriell verursachten Infektionen bei Säuglingen und Kindern, sind aber keineswegs banal. Die Ursachen müssen vom Arzt abgeklärt werden, damit eine spezifische Therapie eingeleitet werden kann. Eine Selbstmedikation ist bei Säuglingen und Kleinkindern nicht vertretbar.
AutorKontaktBrigitte Willer
Datum 01.05.2022  08:00 Uhr

Antibakterielle Therapie

E. coli ist bei circa 80 Prozent der kleinen Patienten der Hauptverursacher von HWI. E. coli gehört zur Familie der Enterobacteriaceae; es sind gramnegative, nicht sporenbildende, fakultativ anaerobe, begeißelte oder unbegeißelte Stäbchenbakterien. Im Darm von Warmblütern kommen verschiedene Stämme vor; die meisten sind nicht pathogen. Einige Stämme besitzen bestimmte Virulenzfaktoren und können damit zum Beispiel uropathogene Eigenschaften haben. Weitere mögliche Erreger sind andere Enterobakterien, Enterokokken, Staphylokokken (grampositive Bakterien) und Pseudomonas aeruginosa (gramnegativ).

Bei klinischen Zeichen einer HWI wird eine antibakterielle Therapie empfohlen. Oft muss eine kalkulierte Antibiotikumgabe begonnen werden, bevor das Antibiogramm vorliegt. Das bedeutet, dass das eingesetzte Antibiotikum umgestellt werden muss, wenn es sich später als nicht wirksam erweist. Bei der Wahl des Arzneistoffs für eine kalkulierte Therapie sollten die hohen Resistenzraten von E. coli für Trimethoprim (TMP) oder TMP plus Sulfamethoxazol und Amoxicillin berücksichtigt werden.

Antiinfektiva zur peroralen Therapie der unkomplizierten Zystitis im Kindes- und Jugendalter sind Fosfomycin als Einmalgabe (ab dem 12. Lebensjahr), Nitrofurantoin, Trimethoprim mit/ohne Sulfamethoxazol und Amoxicillin plus Clavulansäure (Tabelle 1). Die empfohlene Therapiedauer beträgt drei bis fünf Tage.

Substanz Bemerkungen
Trimethoprim, Trimethoprim plus Sulfamethoxazol • beide Einzelsubstanzen wirken bakteriostatisch
• bei regionaler Resistenzrate von E. coli > 20 Prozent: primärer Einsatz vor Erhalt des Antibiogramms nicht empfohlen
• alleiniger Einsatz von Trimethoprim reduziert Nebenwirkungsrate und ist möglich
• kontraindiziert bei Früh- und Neugeborenen
• Anwendungsbeschränkung bei Säuglingen unter sechs Lebenswochen
• Mittel der zweiten Wahl bei Zystitis
Nitrofurantoin • bakterizide Wirkung vor allem gegen E. coli und Enterokokken
• nach peroraler Gabe gute Resorption und größtenteils unverändert renale Elimination, dadurch hohe Konzentrationen im Urin
• kontraindiziert bei Säuglingen unter drei Lebensmonaten wegen Gefahr einer hämolytischen Anämie
•empfohlen zur Therapie der unkomplizierten Zystitis und zur Rezidivprophylaxe
• wegen schlechter Gewebegängigkeit kein Einsatz bei Pyelonephritis
Cephalosporine: • bakterizide Wirkung
Cefaclor • keine Empfehlung zur kalkulierten Therapie der Pyelonephritis
• wenn sich auslösende Bakterien im Antibiogramm als sensibel erweisen: orale Gabe auch bei Pyelonephritis möglich
Cefixim, Cefpodoxim • zur kalkulierten Therapie bei unkomplizierter Pyelonephrititis
Aminopenicilline: • bakterizide Wirkung
Amoxicillin • keine Empfehlung zur kalkulierten Therapie wegen sehr hoher Resistenzraten bei E. coli
• wenn auslösende Bakterien im Antibiogramm als sensibel getestet: Einsatz bei unkomplizierter HWI möglich
• wirksam auch gegen Enterokokken
Amoxicillin plus Clavulansäure • durch Zusatz von Clavulansäure als Hemmstoff der Penicillinase: Erweiterung des Spektrums von Amoxicillin auf β-Lactamase produzierende Keime wie Staphylococcus aureus, viele Enterobacteriaceae und andere
• zur kalkulierten Therapie bei unkomplizierter Pyelonephritis
Fosfomycin • bakterizide Wirkung
• Einsatz bei unkomplizierter Zystitis bei Mädchen ab 12. Lebensjahr. Hier Mittel der ersten Wahl als Einmalgabe
• rasche Resistenzentwicklung
Nitroxilin • bakterizide Wirkung gegenüber den meisten gramnegativen und grampositiven bakteriellen Erregern von HWI
• Einsatz bei der unkomplizierten Zystitis ab 14. Lebensjahr
Chinolone: Ciprofloxacin • bakterizide Wirkung
• breites Wirkspektrum gegen gramnegative Bakterien
• Reserveantibiotikum bei komplizierten HWI und Pyelonephritis, wenn andere Antibiotika nicht eingesetzt werden können, ab 2. Lebensjahr
Tabelle 1: Auswahl an antibakteriellen Wirkstoffen zur peroralen Therapie einer Harnwegsinfektion (HWI) im Kindesalter

Bei jugendlichen Mädchen mit einer unkomplizierten Zystitis kann laut Leitlinie ein Phytotherapeutikum eingesetzt werden. Allerdings muss darüber aufgeklärt werden, dass die Gefahr der Entwicklung einer Pyelonephritis im Vergleich zur antibakteriellen Therapie erhöht ist.

Die Entscheidung über eine parenterale oder orale Applikation des Antibiotikums hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem vom Alter des Kindes und der Schwere der Erkrankung. Die Tabelle 2 zeigt eine Auswahl (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) an antibakteriellen Wirkstoffen zur parenteralen Therapie einer HWI im Kindesalter.

Wirkstoffe und -klassen Erläuterungen
Aminopenicilline: • bakterizide Wirkung
Ampicillin • keine Empfehlung zur kalkulierten Therapie wegen sehr hoher Resistenzraten bei E. coli
• wenn auslösende Bakterien im Antibiogramm als sensibel getestet: Einsatz bei der unkomplizierten HWI möglich
• wirksam auch gegen Enterokokken
Piperacillin plus Tazobactam • Kombination mit Tazobactam als β-Lactamase-Hemmstoff erweitert das Erregerspektrum
• geeignet für die kalkulierte Therapie bei Urosepsis
Cephalosporine: Cefuroxim, Ceftazidim • bakterizide Wirkung
• Anwendung bei Zystitis, Pyelonephritis
Chinolone: Ciprofloxacin • bakterizide Wirkung
• breites Wirkspektrum gegen gramnegative Bakterien
• zugelassen als Reserveantibiotikum bei komplizierter HWI und Pyelonephritis, wenn andere Antibiotika nicht eingesetzt werden können
Fosfomycin • bakterizide Wirkung
• Reserveantibiotikum nach Antibiogramm
Aminoglykoside: Amikacin, Gentamicin, Tobramycin • Reserveantibiotika
• Einsatz bei komplizierter HWI nur, wenn Antibiotika mit weniger Nebenwirkungen (Beispiel Gentamicin) nicht wirksam sind
• anwendbar bei Infektionen mit Problemkeimen wie Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella, Indol-positive Proteus, Staphylokokken
Carbapeneme: Imipenem plus Cilastin • bakterizide Wirkung
• sehr breites antibakterielles Wirkspektrum im grampositiven und gramnegativen Bereich
• zunehmende Entwicklung Carbapenem-resistenter Enterobakterien (CRE)
• Reserveantibiotikum zur Behandlung von schweren HWI und bei multiresistenten Keimen (MRGN)
Tabelle 2: Auswahl an antibakteriellen Wirkstoffen zur parenteralen Therapie einer Harnwegsinfektion (HWI) im Kindesalter
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