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In Bewegung

12.10.2010  18:02 Uhr

Die möglichen Konsequenzen aus dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) hatten einen langen Schatten auf den Deutschen Apothekertag (DAT) geworfen. Die Veranstaltung war deshalb mit viel Spannung erwartet worden. Das Fazit kann sich sehen lassen, auch wenn Jubel sicher fehl am Platz ist. Das drängendste Problem der Apotheker ist noch nicht gelöst; es besteht aber Hoffnung auf Besserung: In die Diskussion über die Umstellung der Großhandelsvergütung ist Bewegung gekommen. Im dritten Arbeitskreis des DAT, unterbreitete CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn den Apothekern einen neuen Vorschlag (siehe dazu Arbeitskreis 3: Deutlicher Dissens mit der Politik). Danach würde die Großhandelsspanne auf 70 Cent plus 3,4 Prozent gesenkt. Allerdings soll gleichzeitig der Kassenrabatt um 200 Millionen Euro steigen. Das letzte Wort darf auch dieser Vorschlag nicht sein. Das Signal ist aber positiv: Die Bundesregierung ist immer noch gesprächsbereit.

 

Womöglich hat die Politik auch die klare Positionierung der Apothekenmitarbeiter beeindruckt. Nachdem die ABDA vor zwei Wochen mit der Kampagne »Stoppt den Raubbau an der Apotheke« den Druck auf die Politik initiiert hatte, drehte nun die Vorsitzende der Apothekengewerkschaft Adexa, Barbara Neusetzer, den Protest weiter. In einem Statement machte sie deutlich, dass mit dem AMNOG nicht nur der Ertrag der Apotheken sinkt, sondern auch Tausende Arbeitsplätze in Apotheken gefährdet werden. Das hat Eindruck hinterlassen. Es gibt auch keine nachvollziehbare Erklärung, warum Apothekenleiter und -mitarbeiter massiv belastet werden, während andere Leistungserbringer Honorarzuwächse verzeichnen.

 

Etwas mehr Bewegung braucht allerdings die Kontroverse um das Pick-up-Verbot. Hier machten die Koalitionspolitiker zwar ihre grundsätzlichen Bedenken gegen die Medikamenten-Abholstellen deutlich. Gleichzeitig verwiesen sie aber auf verfassungsrechtliche Bedenken. Konkrete Zusagen an die Apotheker gab es nicht.

 

Viel Bewegung war dagegen in der Diskussion um die Fortentwicklung der Arzneimittelversorgung. Selten gab es einen so breiten Konsens darüber, dass die Aufgaben zwischen Ärzten und Apothekern neu verabredet werden und die Apotheker – wie im Konzept von Kassenärztlicher Bundesvereinbarung und ABDA vereinbart – mehr Verantwortung übernehmen sollen. Dass sich Ärzte und Apotheker im ersten Arbeitskreis darüber einig waren, ist nicht wirklich überraschend. Sie haben das Konzept erstellt. Bemerkenswert war die Sympathie, die die Politiker Spahn, Ulrike Flach (FDP) und Marlies Volkmer (SPD) für das Konzept aufbrachten. Eine breite Allianz für diese Aufgabenteilung könnte dem Konzept Schub geben, um sich endgültig im politischen Berlin festzusetzen.

 

Bewegen müssen sich aber die Krankenkassen. Im Arbeitskreis zeigte GKV-Vorstandsvize Johann Magnus von Stackelberg wenig Interesse an der mit dem Konzept verbundenen Verbesserung der Arzneiversorgung. Die Aussicht auf garantierte Einsparungen durch die Rabattverträge macht die Kassen wohl unbeweglich für Innovationen. Hoffentlich hilft die Politik beim Anschieben.

 

Daniel Rücker

Chefredakteur

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