Stellenweise weiß |
03.04.2012 10:55 Uhr |
Von Jasmin Andresh / Die Weißfleckenkrankheit gilt als harmlos. Viele Betroffene tröstet das wenig. Sie haben ein erhöhtes Hautkrebsrisiko und leiden oft unter einer Stigmatisierung.
Scharf begrenzte weiße Flecken auf der Hautoberfläche, die sich von sonnengebräunter Haut besonders deutlich abheben, kennzeichnen die Vitiligo (Weißfleckenkrankheit). Bis zu 2 Prozent der Weltbevölkerung sind – mit regionalen Unterschieden – von ihr betroffen. Meistens setzt die Vitiligo in den ersten drei Lebensjahrzehnten ein. Wenngleich sie als ungefährlich gilt und nicht ansteckend ist, birgt sie doch indirekt Gefahren für die Betroffenen. So sollten diese auf einen guten Sonnenschutz achten, da der Haut besonders an nicht pigmentierten Stellen der Eigenschutz fehlt. Dadurch erhöht sich ihr Hautkrebsrisiko. Manche Betroffene meiden auch die Sonne und bilden daher nicht ausreichend Vitamin D. Darüber hinaus zeigten Studien, dass die Lebensqualität der Betroffenen durch psychosoziale Beeinträchtigungen leidet.
Vitiligo ist harmlos, aber nicht immer folgenlos. Mit der Farbe fehlt der Haut auch ihr Eigenschutz vor UV-Strahlung.
Foto: dpa
Die weißen Flecken können wie zufällig, aber auch symmetrisch auf beide Körperhälften verteilt sein (segmentale Vitiligo). Vorzugsweise finden sie sich an Stellen mit Zugbelastung und Sonnenexposition, etwa Gelenke und Gesicht, sowie an Händen, Füßen, der Leistengegend, im Bereich der Gesäßfalte und der Genitalregion. Haare in den betroffenen Bereichen können ebenfalls weiß sein (Poliosis circumscripta). Manchmal sind auch die Lippen und die Mundschleimhaut betroffen, selten die Augen oder das Innenohr.
Autoimmunreaktion wahrscheinliche Ursache
Die weißen Stellen entstehen durch einen Mangel an Melanin. Vermutlich werden die Melanozyten durch eine Autoimmunreaktion zerstört. So haben Forscher bei Vitiligopatienten Antikörper gegen Melanozyten nachwiesen. Die Betroffenen leiden außerdem häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt an weiteren Autoimmunerkrankungen. Eine erbliche Disposition ist wahrscheinlich. Lokale Hautschädigungen, zum Beispiel durch eine Schuppenflechte oder schwere Sonnenbrände, und Stress können die Entstehung begünstigen und das Voranschreiten beschleunigen.
Zeigen sich nur vereinzelt weiße Flecken, spricht man von einer lokalen Vitiligo. Nur etwa 2 Prozent aller Betroffenen haben diese milde Variante, die im Gegensatz zu den anderen Formen meist nicht weiter fortschreitet. Von der lokalen Weißfleckenkrankheit unterschieden wird die universelle Vitiligo, bei der die Flecken auf 80 Prozent der Körperoberfläche erscheinen. Auch diese Form ist eher selten. Etwa 90 Prozent der Betroffenen leiden an der generalisierten Form, bei der große Flecken symmetrisch verteilt sind.
Sind weniger als 10 Prozent der Hautfläche betroffen, eignet sich eine lokale Therapie. Im akuten Krankheitsstadium profitieren Betroffene von dem entzündungshemmenden und immunmodulierenden Effekt Corticosteroid-haltiger Cremes. Um eine Repigmentierung zu erreichen, muss allerdings über mehrere Monate hoch dosiert behandelt werden. Hierfür eignen sich auch die nebenwirkungsärmeren Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus. Allerdings handelt es dabei um einen Off-Label-Use. Alternativ können einzelne Stellen mithilfe von Excimerlampen gezielt mit Licht der Wellenlänge 308 nm bestrahlt werden. Besonders im Gesicht zeigen sich nach sechs- bis zwölfmonatiger Fototherapie gute bis sehr gute Erfolge. Die Lichtbehandlung regt Melanozyten aus der Unterhaut an, sich zu vermehren. Auch Tacrolimus und Pimecrolimus zielen auf eine gesteigerte Produktion von Melanozyten ab.
Behandelbar, aber nicht heilbar
Bei mehr als 10 Prozent betroffener Hautfläche hat sich die Ganzkörper-Phototherapie mit Schmalband-UVB von 311 nm als besonders effektiv erwiesen. Weniger wirksam sind Breitband-UVB oder eine PUVA-Therapie. An therapieresistente Stellen können körpereigene Melanozyten transplantiert werden. Voraussetzung ist, dass die Erkrankung mindestens ein Jahr stabil ist. Ist fast die gesamte Hautoberfläche depigmentiert, kommt das Bleichen der verbliebenen Hautbereiche infrage. Diese Behandlung ist irreversibel.
Eine Heilung ist allerdings mit keiner der zur Verfügung stehenden Behandlungen möglich. Zwar lassen sich akzeptable Teilerfolge erzielen, doch schreitet die Erkrankung meistens fort. Darüber, wie lange eine Repigmentierung in der Regel stabil bleibt, fehlen bislang belastbare Daten. /