Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Tixagevimab|Evusheld®|75|2022

STOFFGRUPPE
75 Sera, Immunglobuline und Impfstoffe
WIRKSTOFF
Tixagevimab
FERTIGARZNEIMITTEL
Evusheld®
HERSTELLER

Astra-Zeneca

MARKTEINFÜHRUNG (D)
06/2022
DARREICHUNGSFORM

150 mg/150 mg Injektionslösung

ATC-CODE
J06BD03
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Evusheld enthält die Antikörper Tixagevimab und Cilgavimab. Zugelassen ist die Kombination zur Präexpositionsprophylaxe von Covid-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg sowie zur Behandlung einer Coronavirus-19-Erkrankung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit mindestens 40 kg Körpergewicht, die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und bei denen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 besteht.

Wirkmechanismus

Evusheld enthält die Antikörper Tixagevimab und Cilgavimab. Diese binden an das Spike-Protein von SARS-CoV-2, jedoch an unterschiedlichen, sich nicht überlappenden Stellen. Dadurch wird verhindert, dass SARS-CoV-2 menschliche Zellen infiziert und sich dort vermehrt. Die Antikörper wurden ursprünglich aus B-Zellen von Genesenen nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion gewonnen und vom Hersteller hinsichtlich ihrer Halbwertszeit und ihrer Bindung an den Fc-Rezeptor und das Komplement C1q optimiert. Die reduzierte Bindung an den Fc-Rezeptor soll das Risiko einer antikörperabhängigen Verstärkung der Krankheit minimieren − ein Phänomen, bei dem virusspezifische Antikörper die Infektion und/oder Krankheit fördern, anstatt sie zu hemmen.

 

Im Vergleich zu herkömmlichen Antikörpern konnte durch die Modifikation die Dauer der Wirkung mehr als verdreifacht werden. Evusheld bietet nach einmaliger Verabreichung einen Schutz für mindestens sechs Monate. Das gilt für die Virusvariante BA.2 und neuen Daten zufolge auch für die immer stärker vorkommenden Varianten BA.4 und BA.5.

Anwendungsweise und -hinweise

Tixagevimab und Cilgavimab müssen als separate, aufeinanderfolgende intramuskuläre Injektionen an verschiedenen Injektionsstellen in zwei verschiedene Muskeln verabreicht werden, vorzugsweise in die Gesäßmuskeln. Für die Präexpositionsprophylaxe beträgt die empfohlene Dosis 150 mg Tixagevimab und 150 mg Cilgavimab, für die Behandlung jeweils 300 mg. Zur Behandlung sollte diese so schnell wie möglich nach einem positiven Virustest auf SARS-CoV-2 und innerhalb von sieben Tagen nach Auftreten von Covid-19-Symptomen gegeben werden.

 

Zur Sicherheit und Wirksamkeit bei wiederholter Anwendung liegen noch keine Daten vor.

Nebenwirkungen

Die Verträglichkeit von Evusheld war gut. Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Anwendung von Evusheld sind Überempfindlichkeit und Reaktionen an der Injektionsstelle.

 

Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich Anaphylaxie sind bei der Anwendung von Antikörpern prinzipiell möglich. Bei entsprechenden Anzeichen ist die Anwendung von Evusheld sofort abzubrechen und eine Behandlung mit geeigneten Arzneimitteln und/oder eine unterstützende Therapie einzuleiten.

 

In der PROVENT-Studie kam es nach der Behandlung bei 22 Patienten (0,6 Prozent) zu schweren kardialen Ereignissen gegenüber drei Ereignissen (0,2 Prozent) in der Placebogruppe. Ein kausaler Zusammenhang gilt zwar als nicht bewiesen, dennoch sollten die Patienten darüber informiert und ihnen geraten werden, sich unverzüglich an einen Arzt wenden, wenn Symptome wie Brustschmerzen, Dyspnoe, Unwohlsein, Benommenheit oder Ohnmacht auftreten.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Zulassung von Evusheld basiert auf der Phase-III-Studie PROVENT mit 5197 Teilnehmern, bei denen ein erhöhtes Risiko für ein unzureichendes Ansprechen auf eine aktive Immunisierung oder ein erhöhtes Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion angenommen wurde. Sie erhielten entweder Evusheld oder Placebo. Die Antikörperkombination reduzierte das Risiko, symptomatisch an Covid-19 zu erkranken, in einer ersten Auswertung im Vergleich zu Placebo um 77 Prozent. Nach einer medianen Nachbeobachtung von sechs Monaten war das Risiko verglichen mit Placebo um 83 Prozent reduziert. Die Schutzwirkung hielt mindestens sechs Monate an.

 

Zudem scheint Evusheld auch nach bereits erfolgter Infektion mit SARS-CoV-2 das Risiko für eine schwere Erkrankung zu senken. In der Phase-III-Studie TACKLE mit 903 Teilnehmenden halbierte die einmalige intramuskuläre Verabreichung bei Hochrisikopatienten mit bislang mild verlaufender Infektion das Risiko, schweres Covid-19 zu entwickeln oder daran zu sterben.

Hintergrundinfos

Evusheld wurde für Hochrisikopatienten entwickelt, die entweder eine unzureichende Immunantwort auf einen Covid-19-Impfstoff aufweisen oder für die eine Impfung nicht empfohlen ist und die daher ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Betroffen sind unter anderem Menschen mit einer Krebserkrankung unter aktiver Chemotherapie sowie Dialysepatienten und immunsupprimierte Patienten. Evusheld ist kein Ersatz für eine Impfung bei Personen, für die eine Covid-19-Impfung empfohlen wird.

Besonderheiten

Evusheld ist in der Originalverpackung im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C zu lagern.

Evusheld ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Evusheld sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter das potenzielle Risiko für den Fötus rechtfertigt. Die Anwendung des Präparats während der Stillzeit kann erwogen werden, wenn dies klinisch angezeigt ist.

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Vorläufige Bewertung

Sprunginnovation

Letzte Aktualisierung: 04.01.2023