Bivalirudin|Angiox®|20|2004 |
The Medicines Company
250 mg Pulver zur Herstellung eines Konzentrats für eine Injektions- oder Infusionslösung
Angiox ist zugelassen zur intravenösen Anwendung bei Koronar-Patienten, bei denen ein Herzkatheter gelegt werden muss (perkutane Koronarintervention, PCI). Außerdem ist es zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit instabiler Angina pectoris/Nicht-ST-Hebungsinfarkt bei einem Notfalleingriff oder wenn eine frühzeitige Intervention vorgesehen ist.
Angiox soll zusammen mit Acetylsalicylsäure und Clopidogrel angewendet werden.
Bivalirudin ist ein reversibler Thrombininhibitor, während Hirudin irreversibel Thrombin inhibiert. Thrombin spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung einer Thrombose. Es spaltet Fibrinogen in Fibrinogenmonomere auf und aktiviert Faktor XIII zu Faktor XIIIa. Hierdurch kann lösliches Fibrin durch kovalente Bindungen quervernetzt und der Thrombus stabilisiert werden. Des Weiteren aktiviert Thrombin die Faktoren V und VIII, wodurch die Produktion von Thrombin weiter stimuliert wird. Thrombin aktiviert zusätzlich Thrombozyten, bewirkt deren Aggregation und die Freisetzung von Granula-Inhaltsstoffen.
Bivalirudin hemmt jede dieser Thrombinwirkungen durch Interaktion am aktiven Zentrum und an einer allosteren Bindungsstelle. Die Bindung von Bivalirudin an Thrombin ist reversibel, da Thrombin seinerseits diese Bindung an die Aminosäuren Arg3-Pro4 langsam aufspaltet, wodurch sich das aktive Zentrum des Enzyms wieder regeneriert.
Die empfohlene Dosis bei einer PCI besteht aus einer initialen intravenösen Bolusgabe von 0,75 mg/kg KG und einer sich unmittelbar anschließenden intravenösen Infusion von 1,75 mg/kg/Stunde für die Dauer des Eingriffs. Dabei kann die Wirksamkeit von Bivalirudin mit Hilfe der aktivierten Gerinnungszeit beurteilt werden.
Die empfohlene Dosis bei instabiler Angina pectoris/Nicht-ST-Hebungsinfarkt besteht aus einer initialen intravenösen Bolusgabe von 0,1 mg/kg KG und einer sich unmittelbar anschließenden intravenösen Infusion von 0,25 mg/kg/Stunde. Gegebenenfalls kann die Infusion bis zu 72 Stunden fortgesetzt werden.
Untersuchungen zu Wechselwirkungen mit Thrombozytenaggregationshemmern haben keine Hinweise auf pharmakodynamische Wechselwirkungen ergeben. Die kombinierte Anwendung von Antikoagulanzien kann die Blutungsgefahr erhöhen.
Bei der Kombination von Bivalirudin mit Antikoagulanzien oder Trombozytenaggregationshemmern sind die klinischen und biologischen Hämostaseparameter regelmäßig zu kontrollieren.
Sehr häufig kommt es zu leichten Blutungen. Die häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen stellen starke Blutungen sowie Überempfindlichkeitsreaktionen dar.
Angiox ist kontraindiziert bei Patienten mit aktiven Blutungen oder erhöhtem Blutungsrisiko aufgrund einer Störung des Hämostasesystems und/oder irreversibler Gerinnungsstörungen, schwerer unkontrollierter Hypertonie, subakuter bakterieller Endokarditis und schwerer Nierenschädigung (GFR < 30 ml/min).
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In der 30-tägigen REPLACE-2-Studie mit 6010 Patienten wurde Bivalirudin im Vergleich mit einer optimierten Standardtherapie untersucht. Die Patienten wurden randomisiert, doppelblind einer Behandlung mit GIIb/IIIa-Antagonisten (Abciximab oder Eptifibatid + initialer Heparin-Bolus 65 IE/kg) oder der Bivalirudin-Gruppe (Bolus + Infusion) zugeordnet. Erschien die Gabe eines GPIIb/IIIa-Blockers aus klinischer Sicht notwendig, wurde die Substanz in der Bivalirudin-Gruppe als Verum (bei circa 7 Prozent der Patienten) zur Verfügung gestellt, in der GPIIb/IIIa-Blocker-Gruppe als Placebo.
Der Studie lagen zwei Hypothesen zugrunde. Zum einen sollte anhand eines historischen Vergleichs (Daten aus EPISTENT, ESPRIT) gezeigt werden, dass Bivalirudin der alleinigen Heparin-Gabe überlegen ist. Zum anderen sollte nachgewiesen werden, dass Bivalirudin einer Therapie mit GPIIb/IIIa-Blockern (+ Heparin) nicht unterlegen ist.
Für den primären Endpunkt (Tod, Myokardinfarkt, Notfall-Revaskularisation, schwere Blutung) war nach 30 Tagen kein signifikanter Unterschied zwischen Bivalirudin und den GPIIb/IIIa-Blockern (9,2 versus 10,0 Prozent) nachzuweisen. Bezogen auf den ischämischen Endpunkt (Tod, Myokardinfarkt, Notfall-Revaskularisation) war ebenfalls kein signifikanter Unterschied festzustellen (7,6 versus 7,1 Prozent). Somit konnten beide Studienhypothesen verifiziert werden. Dabei war das Risiko für schwere Blutungen unter Bivalirudin signifikant niedriger (2,4 versus 4,1 Prozent).
Angiox ist bei Temperaturen nicht über 25 °C zu lagern.
Die rekonstituierte Lösung ist bei 2–8 °C (Kühlschrank) über 24 Stunden stabil, die verdünnte Injektions- oder Infusionslösung bei 25 °C ebenfalls 24 Stunden. Aus mikrobiologischer Sicht sollte die Lösung unverzüglich verwendet werden.
Angiox ist verschreibungspflichtig.
Angiox sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn dies zwingend erforderlich ist. In der Stillzeit ist es mit Vorsicht anzuwenden, da nicht bekannt ist, ob Bivalirudin in die Muttermilch übergeht.
Letzte Aktualisierung: 12.04.2016