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Bundeswehrapotheke Quakenbrück

Wie eine Kaserne in Niedersachsen Deutschland mit Impfstoff versorgt

Bei der Verteilung der Coronavirus-Impfstoffe spielt die Bundeswehr eine große Rolle. Die Bundeswehrapotheke im niedersächsischen Quakenbrück bildet den Hauptumschlagplatz für die Impfstoffe von Astra-Zeneca, Moderna und Janssen. Alle Impfdosen der drei Hersteller gehen durch die Hände der dortigen Apothekerinnen und Apotheker. Die PZ bietet einen Blick hinter den Stacheldrahtzaun der Artland-Kaserne.
Charlotte Kurz
12.05.2021  18:00 Uhr

Im Normalfall nehmen Arzneimittel und Impfstoffe immer einen ähnlichen Weg, um über die Apotheken schlussendlich an die Patienten zu kommen: Pharmazeutische Hersteller beliefern den Großhandel, dieser versorgt die Apotheken und diese geben die Medikamente an Arztpraxen oder direkt an Patienten ab. Doch wie funktioniert dieser Vertriebsweg eigentlich mit den Covid-19-Impfstoffen, die vom Bund organisiert und bezahlt werden? Bezüglich der Impfungen in den Arztpraxen ist zumindest der letzte Teil des Vertriebswegs seit Anfang April geklärt. Zwar sorgte das komplizierte Bestellprozedere und die sich stetig ändernden Lieferbedingungen bei Apotheken und Arztpraxen in den letzten Wochen immer wieder für Ärger, aber dennoch entwickelte sich hierbei bereits eine gewisse Routine.

Fraglich ist aber, wie die Impfstoffe bis zu den Großhändlern und Apotheken gelangen. Zur Beantwortung dieser Frage spielt ein kleiner Ort im malerischen Niedersachsen eine große Rolle. Zwischen Oldenburg und Osnabrück, inmitten von grünen Feldern, Pferdekoppeln und weiter Landschaft liegt die Gemeinde Quakenbrück. Mit nur rund 13.000 Einwohnern ist der Ort überschaubar. Doch genau hier trifft mehrmals wöchentlich die derzeit wohl nachgefragteste Ware weltweit ein: Covid-19-Impfstoff.

Im Westen der Gemeinde, inmitten eines ruhigen Wohngebiets mit verklinkerten Einfamilienhäusern, befindet sich die Artland-Kaserne. Umzäunt und versehen mit einem Warnschild »Militärischer Sicherheitsbereich – Vorsicht Schusswaffengebrauch« ist hier die größte Bundeswehrapotheke Deutschlands angesiedelt. Dieser Stützpunkt der Bundeswehr, mit dem offiziellen Namen »Versorgungs- und Instandsetzungszentrum Sanitätsmaterial Quakenbrück«, bildet seit Januar den wichtigsten Umschlagplatz für Covid-19-Impfstoffe in Deutschland.

In normalen Zeiten übernimmt die Bundeswehrapotheke, verteilt auf mehrere Gebäude innerhalb der Kaserne, die Einsatzversorgung der Bundeswehr im In- und Ausland. Zuständig ist sie hierzulande für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Hamburg. Alle 65.000 dort stationierten Soldatinnen und Soldaten würden von der Bundeswehrapotheke mit Arzneimitteln, aber auch mit Medizinprodukten versorgt, erklärte der Leiter des Zentrums, Flottenapotheker Martin Pape. Die anderen Bundesländer werden von zwei weiteren Standorten versorgt. Da Quakenbrück im Vergleich zu den anderen Bundeswehrapotheken im hessischen Pfungstadt und in Blankenburg (Sachsen-Anhalt) größer ist und über mehr Lagerungs- und Platzmöglichkeiten verfügt, haben er und der Generalstabsarzt Stephan Schmidt im Dezember 2020 den Auftrag bekommen, die Bundeswehrapotheke zu einem Umschlagplatz und darüber hinaus fit für die Lagerung von Covid-19-Impfstoffen zu machen. Zudem hatte die Apotheke in Quakenbrück bereits vor der Pandemie über eine Großhandelserlaubnis verfügt. Diese ist laut Pape wichtig, denn die Impfstoff-Hersteller würden nur an pharmazeutische Großhändler liefern.

Für die Lagerung der Impfstoffe bauten die Soldaten Anfang des Jahres 20 dunkelgrüne Kühlcontainer links und rechts neben einem überdachten Platz auf. Bevor die ersten Impfstoffe Ende Januar 2021 in Quakenbrück ankamen, verschärfte die Kaserne zudem ihre Sicherheitsvorkehrungen. »Wir haben bisher drei Impfstoffe umgeschlagen«, so Pape. Zum Stand 10. Mai wurden nach Quakenbrück rund 7 Millionen Astra-Zeneca Impfdosen, 3,3 Millionen Dosen Moderna und 500.000 Impfdosen von Janssen, der Pharmasparte von Johnson & Johnson geliefert. Einzig der Impfstoff von Biontech/Pfizer wird nicht in Quakenbrück umgeschlagen. Die Ultratiefkühlung des mRNA-Impfstoffs auf bis zu minus 80 Grad Celsius sei derzeit in Quakenbrück nicht möglich. Lediglich für die bundeswehrinterne Versorgung könne die Apotheke Comirnaty zu diesen Bedingungen lagern.

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