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Essstörungen

Wenn Essen das Leben bestimmt

Die Zahl der Menschen, die ein problematisches Essverhalten zeigen, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Hintergrund ist oft ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper. Das kann gravierende gesundheitliche bis hin zu lebensbedrohlichen Folgen haben.
Clara Wildenrath
28.04.2024  08:00 Uhr

Immer mehr Kinder betroffen

Knapp 10.000 Menschen wurden 2022 aufgrund einer Anorexia nervosa in deutschen Krankenhäusern behandelt. Innerhalb der letzten 20 Jahren hat sich die Zahl fast verdoppelt. Insbesondere während der Coronapandemie beobachteten Fachleute eine deutliche Zunahme.

»Vor allem die Zahl stationärer Aufnahmen im Kindesalter ist in den letzten fünf Jahren auffällig gestiegen«, sagt Professor Dr. Beate Herpertz-Dahlmann, ehemalige Direktorin der Aachener Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Die Seniorprofessorin ist Mitautorin der S3-Leitlinie »Diagnostik und Behandlung der Essstörungen« von 2018 und Koordinatorin der derzeit laufenden Überarbeitung.

Deutlich häufiger als früher wird ihren Worten zufolge auch eine atypische Anorexia nervosa diagnostiziert. Hier fehle das ansonsten krankheitstypische niedrige Körpergewicht, erklärt Herpertz-Dahlmann: »Sie waren zuvor oft adipös und haben in sehr kurzer Zeit 10 oder 20 Kilo abgenommen.« Weil die Waage Normalgewicht zeige, werde oft übersehen, wie krank die Betroffenen tatsächlich sind. »Die körperlichen Folgen sind die gleichen – egal ob man sich von 60 auf 40 Kilo herunterhungert oder von 80 auf 60.« Die Ärztin schätzt den Anteil der atypischen Anorexie-Formen in Kliniken auf 20 bis 30 Prozent.

Als Kriterium für eine typische Anorexie gilt laut dem internationalen Klassifikationssystem ICD-11 seit 2022 bei Erwachsenen ein BMI unter 18,5 kg/m², bei Kindern ein Körpergewicht unterhalb der fünften Altersperzentile. »Viele Fachleute halten allerdings an der bisher geltenden zehnten Altersperzentile als Grenzwert fest, weil der wachsende Organismus durch die Folgen des Hungerns noch mehr geschädigt werden kann«, erläutert die Essstörungsexpertin.

Essen im Exzess: Binge Eating

Die am weitesten verbreitete Essstörung ist das Binge Eating. Es ist erst seit 2013 als eigenständige Diagnose im DSM-5 (Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen) enthalten. Etwa 2 Prozent der Bevölkerung erkranken im Lauf ihres Lebens daran.

Im Gegensatz zur Magersucht liegt der Männeranteil mit 30 bis 40 Prozent deutlich höher und die Erkrankung entwickelt sich häufiger erst im jungen Erwachsenenalter.

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung leiden an regelmäßig auftretenden Essanfällen mit Kontrollverlust. Dabei nehmen sie in kurzer Zeit ungewöhnlich große Nahrungsmengen zu sich – oft heimlich und oft besonders hochkalorische Speisen, die sie sich sonst versagen. Wie bei anderen Essstörungen beeinflussen Figur und Körpergewicht das Selbstwertgefühl übermäßig stark. Häufig empfinden die Betroffenen Ekel und Scham wegen ihrer »Disziplinlosigkeit« und des damit verbundenen Übergewichts.

»Mit der Zunahme von Adipositas in der Bevölkerung steigt auch die Zahl von Binge-Eating-Störungen«, beobachtet Herpertz-Dahlmann. Möglich sei allerdings, dass sich die Diagnostik verbessert hat, weil zum Beispiel vor einer bariatrischen Operation gezielt Kriterien für eine Essstörung abgefragt werden. Fachleute schätzen, dass 15 bis 30 Prozent der Personen mit Adipositas (BMI >30 kg/m²) an einer Binge-Eating-Störung leiden.

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