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Essstörungen

Wenn Essen das Leben bestimmt

Die Zahl der Menschen, die ein problematisches Essverhalten zeigen, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Hintergrund ist oft ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper. Das kann gravierende gesundheitliche bis hin zu lebensbedrohlichen Folgen haben.
AutorKontaktClara Wildenrath
Datum 28.04.2024  08:00 Uhr

Den Teufelskreis durchbrechen

Um eine Essstörung zu diagnostizieren, verwenden Ärzte oft strukturierte Fragebögen, zum Beispiel die Eating Disorder Examination oder das Strukturierte Inventar für Anorektische und Bulimische Essstörungen zur Selbsteinschätzung. Aufschluss über die Schwere der Erkrankung geben die körperliche und neurologische Untersuchung sowie die Bestimmung der Elektrolyte, Nieren- und Leberwerte und gegebenenfalls Vitamin- und Mineralstofflevel.

Der Heilungsprozess erstreckt sich meist über viele Monate bis Jahre. Prinzipiell kann die Therapie einer Essstörung stationär, teilstationär oder ambulant erfolgen. Welche Form am besten geeignet ist, hängt unter anderem von der Krankheitsschwere, Begleiterkrankungen, der Suizidalität und dem sozialen Umfeld ab.

»Wir legen heute im Vergleich zu früher sehr viel mehr Wert darauf, bei jungen Menschen die Familie intensiv in die Behandlung einzubinden«, erklärt die Leitlinienkoordinatorin. Leider hapere es daran oft noch. Zudem werde in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern viel länger stationär behandelt – ohne bessere Behandlungserfolge. Nach einem Klinikaufenthalt sei eine intensive ambulante ärztliche und psychotherapeutische Nachbetreuung notwendig.

Bei lebensbedrohlichem Untergewicht kann in seltenen Fällen auch eine Zwangsbehandlung notwendig sein, wenn die Betroffenen keine Krankheitseinsicht zeigen. Dafür sind jedoch ein psychiatrisches Gutachten und ein richterlicher Beschluss erforderlich.

Drei wichtige Therapiebausteine

Wichtigster Baustein in der Therapie von Essstörungen ist – neben der medizinischen Versorgung und dem Ernährungsmanagement – die Psychotherapie. Die besten Erfolge zeigten in Studien die kognitive Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Therapie und bei Kindern die familienbasierte Therapie. Doch die Wartezeiten auf eine Psychotherapie sind in Deutschland lang.

Bis ein geeigneter Platz gefunden ist, können digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) die Betroffenen unterstützen. Ein solches zertifiziertes Online-Programm können Ärzte und Psychotherapeuten auf Kosten der Krankenkasse verschreiben. Seit Anfang 2023 ist jeweils eine Anwendung für die Binge-Eating-Störung und für Bulimia nervosa verfügbar.

Manchmal kommt bei Essstörungen eine unterstützende pharmakologische Therapie zum Einsatz. Allerdings gibt es bislang wenige Studienergebnisse, die belegen, dass dadurch der Behandlungserfolg steigt.

Das off Label eingesetzte Antipsychotikum Olanzapin kann unter Umständen Zwangssymptome, Gedankenspiralen und ausgeprägten Bewegungsdrang lindern, wirkt sich bei Anorexie aber kaum auf die Gewichtszunahme aus. Antidepressiva wie Fluoxetin senken möglicherweise das Rückfallrisiko. Der SSRI (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) Fluoxetin ist als einzige Substanz zur Behandlung der Bulimie zugelassen, jedoch nur bei Erwachsenen und nur in Kombination mit einer Psychotherapie. Die beste Wirkung zeigte sich in Studien bei einer Dosierung von 60 mg/Tag.

Junge Mädchen und Frauen mit schwerer Anorexia nervosa bekommen oft eine Hormonersatztherapie mit transdermalem Estradiol, um einer Osteoporose entgegenzuwirken. Die Pille sei bei ihnen dagegen kontraindiziert, weil orales Estrogen wahrscheinlich aufgrund eines Lebermetabolismus die Knochendichte vermindert, betont Herpertz-Dahlmann.

Bei Magersucht ist das vorrangige Behandlungsziel, ein normales Körpergewicht zu erreichen, um die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. »Der Hungerstoffwechsel ist ein selbstperpetuierender Faktor, der die Krankheit aufrechterhält. Diesen Kreislauf kann man nur unterbrechen, indem man das Abnehmen stoppt«, erklärt Herpertz-Dahlmann. Eine Psychotherapie mache erst Sinn, wenn die Betroffenen auf dem Weg zur Gewichtszunahme seien. Anders als in früheren Jahren beginne man mit dem Nahrungsaufbau heute nicht mehr extrem vorsichtig. »Studien haben gezeigt, dass die somatischen Komplikationen mit einer höheren Kalorienmenge schneller überwunden werden.«

Potenziell besteht bei stark mangelernährten Personen immer die Gefahr eines sogenannten Refeeding-Syndroms. Wenige Tage nach Wiederaufnahme der Ernährung kommt es zu Verschiebungen im Elektrolythaushalt mit lebensbedrohlich niedrigen Phosphat-, Kalium- und Magnesiumspiegeln im Serum. Mögliche Symptome sind Ödeme, Herzrhythmusstörungen und Krämpfe. »Durch regelmäßige Elektrolytbestimmungen und gegebenenfalls Substitution lässt sich das vermeiden.«

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