Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Polyneuropathien

Wenn Arzneimittel Nerven schädigen

Einige Medikamente schädigen die Nerven – oft schleichend, teilweise irreversibel. Die oft unterschätzte Nebenwirkung kann die Lebensqualität der Patienten stark einschränken.
AutorKontaktNicole Schuster
Datum 06.07.2025  08:00 Uhr

Kaum ein anderes neurologisches Krankheitsbild ist so vielgestaltig wie die Polyneuropathie (PNP). Gelegentlich auch als »periphere Polyneuropathie« oder einfach nur »periphere Neuropathie« bezeichnet, umfasst sie zahlreiche Ätiologien, Verlaufsformen und Symptome. Eine Untergruppe sind die durch Arzneimittel induzierten Polyneuropathien, die durch ganz unterschiedliche Substanzklassen verursacht werden können.

Polyneuropathien sind grundsätzlich dadurch gekennzeichnet, dass im Gegensatz zur Mononeuropathie, bei der nur ein einzelner Nerv betroffen ist, mehrere Nerven an verschiedenen Stellen des Körpers gleichzeitig geschädigt sind. Periphere Nerven liegen außerhalb von Gehirn und Rückenmark. Es werden motorische, sensible und autonome Nerven unterschieden (1–3).

Eine Polyneuropathie kann sich sehr unterschiedlich äußern, je nachdem, welche Nervenfasern betroffen sind. Typische Beschwerden sind brennende oder stechende Schmerzen, Kribbeln, Taubheitsgefühle, Muskelschwäche und ein gestörtes Temperatur- und Schmerzempfinden. Diese Symptome erschweren alltägliche Tätigkeiten und erhöhen das Sturzrisiko. Oft sind die Beschwerden nachts besonders stark.

Da Verletzungen oder Verbrennungen durch die gestörte Wahrnehmung unbemerkt bleiben können, steigt das Infektionsrisiko, vor allem an schlecht durchbluteten Körperstellen wie Füßen und Unterschenkeln. Ist das autonome Nervensystem betroffen, können auch Verdauung, Kreislauf oder Blase aus dem Takt geraten.

Die vielfältigen und unspezifischen Symptome können an andere Erkrankungen wie Fibromyalgie oder Multiple Sklerose erinnern, sodass eine sorgfältige Differenzialdiagnose wichtig ist (1, 4).

Nervenschädigung als Nebenwirkung

Arzneimittel-induzierte Polyneuropathien (drug-induced polyneuropathy, DIPN) treten besonders häufig unter bestimmten Chemotherapeutika auf, können aber auch durch einige Antiinfektiva, kardiovaskuläre Medikamente oder Immunsuppressiva ausgelöst werden. Bei der Diagnose schließt der Arzt andere Ursachen für die Nervenschäden wie Diabetes, Alkoholkonsum, Mangel an bestimmten Vitaminen oder Immunerkrankungen aus. Zu bedenken ist, dass sich verschiedene Ursachen überlagern können – gerade bei multimorbiden Patienten.

Wie häufig die Nebenwirkung bei einzelnen Arzneistoffen auftritt, variiert. Einige Chemotherapeutika wie Cisplatin, Taxane oder Bortezomib sind zum Beispiel häufig mit neuro-pathischen Nebenwirkungen assoziiert, während andere Wirkstoffe wie Statine zwar selten neuropathische Beschwerden verursachen, aber deutlich häufiger verordnet werden (Tabelle 1).

Medikamentenklasse Beispiele
Antiinfektiva Chinolone, Chloroquin, Dapson, Ethambutol, Isoniazid, Linezolid, Metronidazol, Nitrofurantoin
antivirale Therapie Nukleosidanaloga
Antirheumatika und Immunsuppressiva Chloroquin, Ciclosporin, Tacrolimus, TNF-α-Inhibitoren
zielgerichtete Krebstherapien BRAF-/MEK-Inhibitoren, Immun-Checkpoint-Inhibitoren
Chemotherapeutika Bortezomib, Platin (Oxaliplatin, Cisplatin, Carboplatin), Taxane (Paclitaxel, Docetaxel), Vinca-Alkaloide (Vincristin, Vinblastin, Vinorelbin)
kardiovaskuläre Medikamente Amiodaron, Propafenon, Statine
sonstige Wirkstoffe Lithium, Phenytoin, Überdosierung von Pyridoxin (Vitamin B6), Thalidomid
Umweltgifte Acrylamid, Arsen, Blei, Diethylenglykol, Organophosphat-Verbindungen, Quecksilber, Schwefelkohlenstoff, Thallium
Tabelle 1: Arzneistoffe mit neuropathischem Potenzial (1, 2)

Das Risiko für eine Polyneuropathie steigt bei Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren wie bestehender Polyneuropathie, Diabetes mellitus oder genetisch bedingter Prädisposition (3). Die Symptome treten in der Regel verzögert nach Wochen bis Monaten auf, da die Nebenwirkung dosisabhängig ist und eine Akkumulation der neurotoxisch wirkenden Arzneistoffe im Blut voraussetzt.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa