Bei Wirkstoffen, die bei kardiovaskulären Erkrankungen eingesetzt werden, stehen periphere Neuropathien als Nebenwirkung eher weniger im Fokus.
Das Klasse-III-Antiarrhythmikum Amiodaron ist wirksam bei zahlreichen Herzrhythmusstörungen. Studien aus den 1980er-Jahren beschreiben jedoch eine hohe Inzidenz neurologischer Nebenwirkungen, darunter reversible periphere Neuropathien bei Erhaltungsdosen von 600 mg/Tag. Neuere Untersuchungen relativieren dies. In einer retrospektiven Analyse von 707 Patienten der Mayo Clinic (1996 bis 2008) entwickelten lediglich 1,6 Prozent der Behandelten neurotoxische Effekte, die sie zum Arzt führten. Der Rückgang neurologischer Nebenwirkungen wird unter anderem auf die heute deutlich niedrigere Erhaltungsdosis (200 mg/Tag) zurückgeführt. Neben der Dosierung gilt die Therapiedauer als Risikofaktor (7–10).
Die Diagnose einer Polyneuropathie erfordert eine exakte Untersuchung mit Ursachenfahndung. / © Adobe Stock/Bernhard Schmerl
Statine, darunter Simvastatin, Pravastatin und Fluvastatin, gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse. Der langfristige Einsatz wurde jedoch mit einer erhöhten Inzidenz von peripheren DIPN in Verbindung gebracht. Bei bereits bestehender Neuropathie scheint das Risiko höher zu sein (11–13). Einzelfallberichte gibt es auch für Atorvastatin und Rosuvastatin (14). Allerdings ist der Zusammenhang noch nicht ausreichend bewiesen. Eine Übersichtsarbeit aus 2017 mit 3104 Patienten aus den Jahren 1999 bis 2013 ergab keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen in der Anamnese und einem erhöhten Risiko für eine Polyneuropathie.
Die pathophysiologischen Mechanismen sind nicht vollständig geklärt. Vermutet werden Störungen der Membranfunktion durch Cholesterolmangel, eine beeinträchtigte Ubiquinon-(Coenzym Q10-)Synthese sowie eine daraus resultierende gestörte Energieversorgung der Nervenzellen. Nach Absetzen sind die Polyneuropathien reversibel (1, 3, 15).