Was können Apotheker tun? |
Ziel ist es, die Vormedikation des Patienten und weitere Aspekte zu seiner Medikation möglichst umfassend und richtig aufzunehmen (Tabelle 2). Um alle wichtigen Informationen zu erfassen, wird die Verwendung eines strukturierten Fragebogens empfohlen. Studien haben gezeigt, dass dies zu korrekteren Ergebnissen führt (11, 33).
Was wird erfasst? | Erläuterungen |
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alle Arzneimittel und weiteren Präparate des Patienten | verschreibungspflichtige Arzneimittel von Haus- und Fachärzten Selbstmedikation mit Arzneimitteln (gezielt zum Beispiel nach Schmerz-, Schlaf- und Abführmitteln fragen) pflanzliche und weitere Präparate der alternativen und komplementären Medizin, Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine, Mineralstoffe fest angesetzte und bei Bedarf eingenommene Arzneimittel kürzlich abgesetzte und pausierte Arzneimittel Unverträglichkeiten und Allergien gegenüber Arzneimitteln |
genaue Angaben | Präparatename, Wirkstoff, Stärke und Dosis Darreichungsform (Retard, long?…) Einnahme- oder Applikationsschema gegebenenfalls Indikation und Startdatum, zum Beispiel bei Arzneimitteln, die vor einem Eingriff aufdosiert werden müssen, beziehungsweise Datum des Absetzens/Pausierens, zum Beispiel präoperativ gegebenenfalls Adhärenz, oder Anwendungsprobleme, zum Beispiel mit Inhalatoren oder Augentropfen |
weitere Angaben | Alkohol- und Nikotinkonsum, Nikotinersatzpräparate Konsum von Cannabis, anderen Drogen Angaben zu Größe und Gewicht Besonderheiten wie Dialyse, Ernährungssonde, Stoma, Kontrazeptiva oder Hormonpräparate |
Für die Best Possible Medication History (BPMH) sollen mindestens zwei Quellen herangezogen werden; eine davon ist das Gespräch mit dem Patienten, gegebenenfalls auch Angehörigen oder gesetzlichen Vertretern (2, 4, 31). Das Patientengespräch ist sehr wichtig, da nur so erfragt werden kann, wie und was der Patient wirklich von der verordneten Medikation einnimmt und welche Selbstmedikation er hat.
Eine Übersicht über mögliche Quellen der BPMH mit ihren Vor- und Nachteilen zeigt die Tabelle 3 (Seite 32). In die Erfassung kann auch weiteres pharmazeutisches Personal wie PTA und Pharmazeuten im Praktikum nach Schulung eingebunden werden (10, 17). Studien zeigen, dass dies zu besseren Ergebnissen als bei einer Erfassung durch Pflegefachpersonen führt.
Quelle | Vorteil | Nachteil |
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Patient, Angehörige | Auskunft zur aktuellen Medikation: was wirklich genommen wird | eventuell nicht auskunftsfähig oder -willig, Sprachbarrieren, Falschangaben möglichInformationsgewinn abhängig von Qualität der Befragung (Interviewtechnik) |
Arzneimittelpackung | vollständige Angaben zum Präparat | keine Aussage, ob und wie es wirklich genommen wird |
Medikationsplan vom Hausarzt | alle verordneten Medikamente mit Dosis, Applikationsschema | häufig nicht aktuell, unvollständig, kürzliche Änderungen nicht enthaltenkeine Aussage zur tatsächlichen Anwendung |
Medikationsplan der niedergelassenen Apotheke | kann alle verordneten Arzneimittel und Selbstmedikation enthalten | keine Angaben zum Applikationsschemanicht vollständig bei Besuch mehrerer Apotheken |
Medikationsplan des Alten- oder Pflegeheims | alle verordneten Medikamente mit Dosis, Applikationsschema,in der Regel vollständig und aktuell | oft schwer lesbares Format (mehr eine Stellliste), gelegentlich Selbstmedikation nicht enthalten |
selbst geschriebener Medikationsplan | kann alle verordneten Arzneimittel enthalten | oft unvollständig, zum Beispiel fehlende Stärken, keine Selbstmedikation, Nicht-Oralia oder nicht täglich angewendete Arzneimittel vergessen, abgesetzte Medikamente nicht erwähnt |
Entlassbrief aus Voraufenthalt | Medikation zum Zeitpunkt der Entlassung vollständig und mit Applikationsschema | kann veraltet sein, alle Änderungen seitdem nicht enthaltenSelbstmedikation fehlt |
Medikation aus Voraufenthalt | Medikation vom stationären Voraufenthalt vollständig und mit Applikationsschema | kann veraltet sein, alle Änderungen seitdem nicht enthaltenSelbstmedikation fehlt |
Arztbriefe, Verlegungsberichte | Medikation zum jeweiligen Zeitpunkt | Stand beachten, kann veraltet sein, unter Umständen nur Medikation eines Facharztes enthalten bei Verlegung von Intensivstation typische Intensivmedikation mit aufgeführt ohne Hinweis zur Fortführung/Beendigung |