Wann kommen die Covid-19-Impfstoffe in die Lieferkette? |
Christina Hohmann-Jeddi |
12.02.2021 16:00 Uhr |
Für die normale Arzneimittel-Lieferkette ist unter den zugelassenen Covid-19-Impfstoffen bislang nur der von Astra-Zeneca geeignet. Er kann bei 2 bis 8 °C gelagert werden. / Foto: ABDA
Bislang werden die Schutzimpfungen gegen das SARS-Coronavirus-2 mobil in Pflegeheimen und in Impfzentren vorgenommen. Das ist zum einen der aufwendigen Logistik aufgrund der Kühlung der mRNA-Impfstoffe, zum anderen aber auch der Impfstoffknappheit geschuldet. An der Versorgungslage könne sich aber in den kommenden Wochen einiges ändern, erklärte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heute in der Bundespressekonferenz.
Noch reichten die Kapazitäten der Impfzentren, die 120.000 bis 130.000 Impfungen pro Tag möglich machen und noch auf etwa 200.000 bis 250.000 Impfungen täglich ausgebaut werden könnten, aus. »Aber das wird sich relativ rasch ändern, wenn die Lieferungen wie angekündigt kommen«, sagte Spahn. In vier bis sechs Wochen sei mit einem deutlichen Anstieg der verfügbaren Dosen zu rechnen. Dann komme der Zeitpunkt, die Ärzteschaft in die Impfkampagne mit einzubeziehen. Auf die Woche könne er sich nicht festlegen, er gehe aber von Anfang Frühjahr aus. Schon jetzt befinde sich das Bundeministerium für Gesundheit mit der Ärzteschaft, aber auch mit den Apothekern und dem Großhandel in entsprechenden Gesprächen, sagte Spahn, »weil das logistisch auch gelingen muss, die Impfdosen in die Arztpraxen zu bekommen«.
Laut Ärzteschaft ließe sich durch Einbeziehung der etwa 50.000 Arztpraxen mit nur 20 Geimpften pro Praxis, etwa eine Million Impfungen am Tag durchführen, so Spahn. »Man kann mit den Arztpraxen auch über einen Zeitraum sehr schnell hochskalieren.« An diesen Konzepten werde schon gearbeitet.
Für die normale Lieferkette kommt von den drei bisher zugelassenen Impfstoffen nur das Produkt von Astra-Zeneca infrage. Der Vektorimpfstoff kann bei 2 bis 8 °C gelagert und transportiert werden. Die Palette könnte aber in naher Zukunft erweitert werden, denn drei weitere Covid-19-Impfstoffe befinden sich in einem als Rolling Review bezeichneten Begutachtungsverfahren der Europäischen Arzneimittelagentur EMA. So läuft bereits seit dem 1. Dezember ein Verfahren zur Begutachtung des Vektorimpfstoffs von Janssen, der ebenfalls mit Temperaturen von 2 bis 8 °C auskommt. Im Februar will das Unternehmen eine Zulassung in der EU beantragen.
Seit 4. Februar bewertet die EMA auch den proteinbasierten Impfstoff des US-Unternehmens Novavax, der ebenfalls bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden kann. Er wurde von der EU bislang noch nicht bestellt. Die EU-Kommission schloss aber am 17. Dezember 2020 ihre Sondierungsgespräche mit dem Pharmaunternehmen über den Erwerb des Impfstoffs ab, heißt es von der Kommission. Der geplante Vertrag würde allen EU-Mitgliedstaaten die Möglichkeit bieten, zunächst 100 Millionen Dosen zu erwerben — mit der Option auf weitere 100 Millionen.
Bestellt ist allerdings der mRNA-Impfstoff des Tübinger Unternehmens Curevac, zu dem heute ein Rolling-Review-Verfahren der EMA startete. Dieses Produkt ist anders als die beiden in der EU bereits zugelassenen mRNA-basierten Covid-19-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna bei Kühlschranktemperaturen zu transportieren.