Vom Desaster zum behandelbaren Tumor |
In klinischer Testung befinden sich personalisierte Impfstoffe gegen Melanome, zum Beispiel mRNA-4157 (V940), der auf einzigartige Tumormutationen individueller Patienten abzielt. Der Impfstoff besteht aus einem mRNA-Molekül, das für bis zu 34 verschiedene tumorspezifische Neo-Antigene codiert. Diese werden auf Grundlage individueller Tumormutationen des Patienten ausgewählt, die sich aus der Sequenzanalyse von Tumorbiopsien ergeben.
Nach intramuskulärer Applikation des Impfstoffs wird die mRNA im Patienten translatiert. Die daraus resultierenden Peptide werden von dendritischen Zellen verarbeitet und dem Immunsystem auf MHC-II-Molekülen präsentiert, wodurch Anti-Tumor-Immunreaktionen ausgelöst werden. Diese aktive Immunisierung zeigt eine gute Verträglichkeit; unerwünschte Ereignisse sind im Allgemeinen überschaubar und vorübergehend.
Der Neoantigen-Impfstoff mRNA-4157 (V940) in Kombination mit Pembrolizumab verlängerte bei Patienten mit reseziertem Hochrisiko-Melanom im Stadium III/IV signifikant und klinisch bedeutsam das rezidivfreie Überleben und reduzierte zudem das Risiko von Rezidiv oder Tod um 49 Prozent im Vergleich zur Monotherapie mit Pembrolizumab. Durch die Kombination wird das Immunsystem gegen Melanome »entfesselt«, das heißt: Es ist in verstärkter Weise dazu in der Lage, Tumorzellen mit Neoantigenen (besonders solche, gegen die geimpft wurde) zu erkennen und zu eliminieren.
Sowohl die FDA als auch die EMA bewerteten die Ergebnisse der Phase-II-Studie als Therapiedurchbruch und erteilten dem weiteren Zulassungsverfahren einen Prime Status.
Ein weiterer bedeutender Fortschritt für Patienten mit malignem Melanom ist die Entwicklung von Talimogen laherparepvec. Das Virus wurde 2015 in Deutschland als erstes onkolytisches Virus zur Therapie des fortgeschrittenen malignen Melanoms zugelassen.
Talimogen laherparepvec ist ein rekombinantes modifiziertes Herpes-simplex-Virus vom Typ 1, das genetisch so verändert wurde, dass es bevorzugt Tumorzellen infiziert und sich dort verstärkt vermehrt. Das Virus wird direkt in das betroffene Gewebe injiziert und löst durch seine massive Vermehrung das Zugrundegehen der Tumorzellen aus. Die Zellen lysieren und setzen dabei nicht nur neu gebildete Viren frei, sondern auch Tumorantigene, wodurch eine lokale und eine systematische Immunantwort ausgelöst werden.
Allerdings gibt es bisher keine Studien, die den Zusatznutzen von Talimogen laherparepvec gegenüber Vergleichstherapien belegen. Die Ergebnisse zeigten aber, dass Talimogen laherparepvec die Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren verbessern kann.