Vom Desaster zum behandelbaren Tumor |
Pembrolizumab (Keytruda®) und Nivolumab (Opdivo®) wurden 2015 in Europa zugelassen und zielen auf den PD-1-Rezeptor auf T-Zellen ab (Abbildung 1, oben). Unter physiologischen Bedingungen binden die Liganden PD-L1 oder PD-L2 an den PD-1-Rezeptor, wodurch die T-Zelle eine Aktivitätsminderung erfährt und so eine Überaktivierung des Immunsystems verhindert wird. Tumorzellen können diesen Mechanismus »ausnützen« und sich durch Expression von PD-L1 vor der Eradikation durch das Immunsystem schützen.
Die Antikörper Nivolumab und Pembrolizumab blockieren den PD-1-Rezeptor und verhindern dessen Interaktion mit PD-L1 und PD-L2. Durch die Blockade der Interaktion zwischen PD-1 und PD-L1/PD-L2 werden Tumorabwehrreaktionen potenziert.
Alle Checkpoint-Inhibitoren werden intravenös appliziert. / Foto: Adobe Stock/eyetronic
Kurz nach der Zulassung der PD-1-Antikörper zeigte die CheckMate-067-Studie, dass die Kombination von Nivolumab und Ipilimumab zu einer deutlich besseren Ansprechrate und einer synergistischen Anti-Tumoraktivität führt (Tabelle 2). Auch die Gesamtüberlebensrate liegt nach fünf Jahren für die Kombination signifikant höher (52 Prozent) als bei Monotherapie mit Nivolumab (44 Prozent). Eine Erstlinientherapie mit Nivolumab ist allerdings wirksamer als eine Monotherapie mit Ipilimumab. Die Kombination der beiden Wirkstoffe ist mit stärkeren immunvermittelten Nebenwirkungen assoziiert, die mit adäquater Behandlung meist reversibel sind.
Die meisten immunvermittelten Nebenwirkungen können durch Verlängerung der Applikationsintervalle oder Absetzen der Antikörpertherapie und Gabe parenteraler Corticosteroide kontrolliert werden. Leichte bis mäßige kutane Toxizitäten können topisch behandelt werden und erfordern in den meisten Fällen keine Unterbrechung der Therapie.
Die Endokrinopathien, am häufigsten Thyreoiditis und Hypophysitis und seltener Typ-1-Diabetes, sind besonders zu nennen, da eine Immunsuppression in einem solchen Fall, zum Beispiel mit Corticosteroiden, einen dauerhaften Hormonmangel anscheinend nicht verhindert. In den meisten Fällen ist dann eine lebenslange Hormonersatztherapie erforderlich.