Vitamin D und Covid-19 |
Nach derzeitigem Kenntnisstand scheint ein guter Vitamin-D-Status keinen Präventiveffekt auf das Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2 zu haben. / Foto: Adobe Stock/Evgeniia Sobolevskaia
Zu Beginn der Pandemie mehrten sich Hinweise, dass ein adäquater Vitamin-D-Status, definiert als 25(OH)D ≥ 50 nmol/l beziehungsweise ≥ 20 ng/ml im Serum, zum einen einer Infektion mit SARS-CoV-2 und zum anderen einem schweren Covid-19-Verlauf vorbeugen könnte. Verschiedene Studienergebnisse legten nahe, dass schwer erkrankte Covid-19-Patienten häufiger einen Vitamin-D-Mangel hatten als die Durchschnittsbevölkerung oder symptomfreie Patienten (https://org/10.1111/febs.15495, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0239252). Auch eine Metaanalyse bestätigte im November 2020, dass ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Schwere der Erkrankung besteht. Die Autoren konnten aber nicht feststellen, dass ein Vitamin-D-Mangel auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer Infektion verbunden ist (DOI: 10.1080/10408398.2020.1841090).
Im September 2020 äußerte sich das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme kritisch zu den Suggestionen im Internet, dass die Einnahme von (zum Teil sehr hoch dosierten) Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln einen Benefit bezüglich einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 haben soll. Eine Übersicht über die Studienlage fasste die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Anfang dieses Jahres in einer Fachinformation zu Vitamin D und Covid-19 zusammen.
Trotz weiterer zahlreicher Untersuchungen konnte bislang eine präventive oder therapeutische Wirkung von Vitamin D in Zusammenhang mit Covid-19 nicht eindeutig belegt werden. Eine im Januar veröffentlichte systematische Übersicht und Metaanalyse (DOI: 10.1016/j.ijid.2020.12.077) zeigte zwar, dass ein niedriger Vitamin-D-Status mit einem erhöhten Infektionsrisiko verbunden sein könnte, die Autoren weisen aber auf weiteren Forschungsbedarf hin. Im Februar ergab eine randomisierte klinische Studie (DOI:10.1001/jama.2020.26848), in die 240 Krankenhauspatienten mit mittelschwerem bis schwerem Covid-19 eingeschlossen wurden, dass eine Einzeldosis von 200.000 I.E. Vitamin D3 im Vergleich zu Placebo die Krankenhausaufenthaltsdauer nicht signifikant reduzieren konnte.
Autoren einer systematischen Übersichtsarbeit des Cochrane Review schlussfolgerten im Mai, dass aktuell keine ausreichende Evidenz vorliege, um den therapeutischen Nutzen einer Vitamin-D-Supplementierung bei Covid-19 zu bewerten. Entsprechend urteilte auch das BfR im selben Monat: »Eine generelle Empfehlung zur Einnahme von Vitamin D-Präparaten zur Vorbeugung einer SARS-CoV-2-Infektion oder eines schweren Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung ist daher derzeit nicht begründbar.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.