Sprühen oder Supplementieren gegen Covid-19 |
Kerstin A. Gräfe |
01.03.2022 15:00 Uhr |
Die Spreu vom Weizen zu trennen, ist eine der Kernaufgaben in der pharmazeutischen Beratung – mit oder ohne Pandemie. / Foto: Adobe Stock/dusanpetkovic1
Im Rahmen der Pandemie beanspruchen viele Produkte oder Präparate für sich, einen Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion oder einem schweren Verlauf von Covid-19 zu bieten. »Wir als Apotheker und Apothekerinnen tun sehr gut daran, unsere Position hier zu stärken, indem wir eine Einordnung vornehmen«, sagte der Apothekenleiter der Stern-Apotheke in Darmstadt.
Als Beispiel führte Ude unter anderem das Azelastin-haltige Nasenspray Pollival® an, das vor allem in der Laienpresse als Mittel im Kampf gegen Corona beworben werde. Als Beleg werde eine Preprint-Publikation angeführt, in der zwei verschiedene Konzentrationen an Azelastin im Vergleich zu Placebo die Viruslast im Nasen-Rachenraum senkten. »Der Unterschied war jedoch nicht signifikant«, konstatierte der Referent. Zudem sei die Studie mit insgesamt 90 Probanden recht klein gewesen. Sein Fazit: Es handele sich um einen spannenden präklinischen und klinischen Ansatz, der durchaus verfolgt werden sollte. Zum jetzigen Zeitpunkt könne jedoch keine Therapieempfehlung abgeleitet werden.
Ein regelrechter Hype sei um Vitamin D entstanden, das bei Covid-19 vor einem schweren Verlauf schützen soll. Befeuert wurde diese Hypothese von einer aktuellen israelischen Studie, in der mehr als 1000 Covid-19-Patienten auf ihren Vitamin-D-Status vor der Infektion hin untersucht wurden (»PLOS one«, DOI: 10.1371/journal.pone.0263069). Demnach war die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf bei Menschen mit Vitamin-D-Mangel 14-Mal höher als bei denjenigen ohne Mangel. Die Autoren schlussfolgern, dass ein Vitamin D-Mangel vor der Infektion mit einem schweren Krankheitsverlauf assoziiert sei.
»Eine Assoziation beziehungsweise Korrelation bedeutet aber noch lange nicht eine Kausalität«, betonte Ude. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Daten, die verlässlich einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und dem Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 zeigten.
Sein Rat: Apotheker und Apothekerinnen sollten die erhöhte Aufmerksamkeit für Vitamin D nutzen. Zum einen, um auf die Gefahren einer Überdosierung wie Hypercalciämie aufmerksam zu machen. Zum anderen, um für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung durch ausgewogene Ernährung und Aufenthalt im Freien mit Sonneneinstrahlung zu werben.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.