Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Eine Frage der Kausalität

Vitamin D und Covid-19

Kann das Trend-Vitamin einer Infektion mit SARS-CoV-2 und einem schweren Infektionsverlauf vorbeugen? Die Datenlage dazu ist schwach.
AutorKontaktNicole Schuster
Datum 12.11.2021  09:00 Uhr

Zu Beginn der Pandemie mehrten sich Hinweise, dass ein adäquater Vitamin-D-Status, definiert als 25(OH)D ≥ 50 nmol/l beziehungsweise ≥ 20 ng/ml im Serum, zum einen einer Infektion mit SARS-CoV-2 und zum anderen einem schweren Covid-19-Verlauf vorbeugen könnte. Verschiedene Studienergebnisse legten nahe, dass schwer erkrankte Covid-19-Patienten häufiger einen Vitamin-D-Mangel hatten als die Durchschnittsbevölkerung oder symptomfreie Patienten (https://org/10.1111/febs.15495https://doi.org/10.1371/journal.pone.0239252). Auch eine Metaanalyse bestätigte im November 2020, dass ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Schwere der Erkrankung besteht. Die Autoren konnten aber nicht feststellen, dass ein Vitamin-D-Mangel auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer Infektion verbunden ist (DOI: 10.1080/10408398.2020.1841090).

Im September 2020 äußerte sich das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme kritisch zu den Suggestionen im Internet, dass die Einnahme von (zum Teil sehr hoch dosierten) Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln einen Benefit bezüglich einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 haben soll. Eine Übersicht über die Studienlage fasste die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Anfang dieses Jahres in einer Fachinformation zu Vitamin D und Covid-19 zusammen.

Trotz weiterer zahlreicher Untersuchungen konnte bislang eine präventive oder therapeutische Wirkung von Vitamin D in Zusammenhang mit Covid-19 nicht eindeutig belegt werden. Eine im Januar veröffentlichte systematische Übersicht und Metaanalyse (DOI: 10.1016/j.ijid.2020.12.077) zeigte zwar, dass ein niedriger Vitamin-D-Status mit einem erhöhten Infektionsrisiko verbunden sein könnte, die Autoren weisen aber auf weiteren Forschungsbedarf hin. Im Februar ergab eine randomisierte klinische Studie (DOI:10.1001/jama.2020.26848), in die 240 Krankenhauspatienten mit mittelschwerem bis schwerem Covid-19 eingeschlossen wurden, dass eine Einzeldosis von 200.000 I.E. Vitamin D3 im Vergleich zu Placebo die Krankenhausaufenthaltsdauer nicht signifikant reduzieren konnte.

Autoren einer systematischen Übersichtsarbeit des Cochrane Review schlussfolgerten im Mai, dass aktuell keine ausreichende Evidenz vorliege, um den therapeutischen Nutzen einer Vitamin-D-Supplementierung bei Covid-19 zu bewerten. Entsprechend urteilte auch das BfR im selben Monat: »Eine generelle Empfehlung zur Einnahme von Vitamin D-Präparaten zur Vorbeugung einer SARS-CoV-2-Infektion oder eines schweren Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung ist daher derzeit nicht begründbar.« 

Ursache oder Folge?

Zu kritisieren ist an vielen Studien, die zunächst positive Ergebnisse zum Nutzen von Vitamin D aufzeigten, dass sie Störfaktoren wie Vorerkrankungen oder Lebensumstände der Patienten unberücksichtigt ließen und der Vitamin-D-Status oft erst bei der Krankenhausaufnahme erfasst wurde. Der Vitamin-D-Mangel könnte daher ebenso gut Ursache anstelle Folge der Covid-19-Infektion beziehungsweise des schwereren Krankheitsverlaufs sein. Diese These stützt die Erkenntnis, dass entzündliche Prozesse (DOI: 10.1016/S2213-8587(13)70165-7), die an zahlreichen Krankheiten und deren Verlauf beteiligt sind, 25(OH)D reduzieren, somit also einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel auslösen können.

Unter dem Strich bleibt festzuhalten: Eine pauschale Gabe von Vitamin D an alle Covid-19-Patienten ist derzeit genauso wenig evidenzbasiert wie die unkritische Supplementation bei der gesamten Bevölkerung. Bei Hochdosisempfehlungen ist zudem unklar, ob die Risiken nicht vielleicht sogar den Nutzen überwiegen. Eine Supplementation erfolgt daher am besten individuell und unter ärztlicher Kontrolle. Geeignete Dosierungen bewegen sich in der Regel zwischen 800 und 2000 I.E.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa