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Rosacea

Viele Optionen, kein Patentrezept

Fluch der Kelten, Kupferfinne, Couperose: Die chronisch-entzündliche akneähnliche Gesichtsdermatose Rosacea (lat. rosaceus = rosenfarben) hat viele Namen. In Deutschland leiden circa vier Millionen Patienten unter der optisch hervorstechenden und somit besonders quälenden Hautröte. Die Dunkelziffer ist hoch, da längst nicht alle Erkrankten einen Arzt aufsuchen.
Dörte Schröder-Dumke
01.08.2021  08:00 Uhr

Frauen und Männer trifft es fast gleichermaßen, wobei Frauen zumeist früher, sprich: um das 35. Lebensjahr, Männer oft erst später, um das 50. Lebensjahr, erkranken. Besonders gefährdet sind hellhäutige Personen, also Menschen mit keltischem Hauttyp (1). Es ist bevorzugt die Mitte des Gesichts betroffen. Die Hauterscheinungen sind oft symmetrisch.

Rosacea-Patienten beschreiben auch die seelischen Belastungen als immens – zumal sie sich häufig sozial stigmatisiert fühlen. Die Behandlung ist herausfordernd, da sie symptomorientierte Therapieansätze erforderlich macht. Es gibt kein Patentrezept. Besondere Bedeutung kommt nicht nur der Meidung von Triggerfaktoren, sondern auch der Hautreinigung und Pflege und somit auch der Aufklärung, Beratung und Information in der Apotheke zu.

Rote Haut und Knollennase

Die oft an den seborrhoischen Arealen des Gesichts auftretende Dermatose geht zu Beginn mit flüchtigen Rötungen und Spannungsgefühl der Haut einher, die sich später als entzündliche wiederkehrende Erytheme, Teleangiektasien und Bindegewebshyperplasien besonders an der Nase oder am Kinn manifestieren können.

Klinisch werden drei Stadien, also Schweregrade, und ein Vorstadium der Rosacea unterschieden, wobei sich die Erscheinungsformen und Symptome überlappen können. Das Vorstadium ist von flüchtigen Erythemen mit »Flush-artigem« Charakter und Teleangiektasien, also Rötungen und Gefäßerweiterungen mit Stechen, Brennen und Jucken der Haut geprägt, die im Krankheitsverlauf zunehmend häufiger auftreten. Die Haut ist sehr leicht irritierbar. Es entwickeln sich persistierende Rötungen.

Zu den Erscheinungsformen im Stadium I werden Rosacea teleangiectatica und Rosacea erythematosa gezählt, die von bleibenden Erythemen mit unterschiedlich ausgeprägten Teleangiektasien gekennzeichnet sind. Die Haut reagiert zunehmend und schließlich dauerhaft irritiert.

Das Stadium II in Form der Rosacea papulopustulosa zeichnet sich zusätzlich durch Papeln und Pusteln aus, auch Schwellungen werden beobachtet (1, 2, 3, 4). Im Gegensatz zur Akne bilden sich keine Komedonen. Diese Phase kann sich über Jahre hinziehen.

Eine großflächige Ausbreitung der Erscheinungen auf der Haut mit Bindegewebs- und Talgdrüsenhyperplasie, Knoten und Infiltraten schließlich ist charakteristisch für das Stadium III, die glandulär-hyperplastische Rosacea oder auch Rosacea phymatosa mit Verdickungen, sprich: »Knollen«, nicht nur an der Nase (Rhinophym) oder am Kinn (Gnatophym), sondern auch an der Stirn (Metophym), am Ohr (Otophym) oder Augenlid (Blepharophym).

Circa 30 bis 50 Prozent aller Rosacea-Patienten entwickeln eine okuläre Rosacea, die auch isoliert auftreten kann. Die Augen jucken, brennen und tränen. Die Augenlider können anschwellen und mit Erythemen überzogen sein. Die Patienten klagen oft über ein Fremdkörpergefühl oder über verschwommenes Sehen.

Diese Symptome ähneln denen des trockenen Auges beziehungsweise der Konjunktivitis, Keratitis oder Blepharitis, die es differenzialdiagnostisch auszuschließen gilt. Damit rechtzeitig die entsprechende Therapie eingeleitet werden kann, müssen Patienten mit entsprechenden Beschwerden umgehend an den Augenarzt verwiesen werden. Idealerweise erfolgt die Behandlung interdisziplinär zwischen Augen- und Hautarzt (3, 5, 6).

Als Sonderformen gelten unter anderem die granulomatöse Rosacea mit rötlich-braunen Papeln vor allem an Augenober- und -unterlidern sowie die Rosacea fulminans mit akuten, stark ausgeprägten Pusteln mit Knoten, unter der besonders junge Frauen mit familiärer Disposition leiden.

Zudem sind Erscheinungsformen wie die Steroidrosacea mit starker Atrophie der Haut sowie Teleangiektasien- und Erythembildung nach inadäquatem Gebrauch topischer Glucocorticoide beziehungsweise Rosacea-artige/akneiforme Eruptionen mit Hauterscheinungen nach Einsatz von Epidermal Growth Factor Receptor-(EGFR-)Inhibitoren wie Cetuximab oder Erlotinib zu beobachten, die in der Therapie des metastasierenden Kolonkarzinoms und des kleinzelligen Lungenkarzinoms eingesetzt werden (3).

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