Variabler und zielgenauer |
Durch die lebenslang notwendige Behandlung der MS stellen sich oftmals Fragen, inwieweit dies mit verschiedenen Lebensumständen zu vereinbaren ist. Beispielhaft soll hier auf einige Aspekte eingegangen werden.
Eine MS-Therapie ist auch in einer Schwangerschaft möglich, wobei die Frau bereits vorher therapeutisch gut eingestellt sein sollte. Jede Therapiefortführung muss individualisiert betrachtet werden. Einige Arzneistoffe sind aufgrund ihres Wirkmechanismus klar kontraindiziert: Teriflunomid, die S1PR-Modulatoren, Cladribin, Fumarate sowie die CD20-Antikörper.
Neuere Studien belegen, dass Beta-Interferone in Abstimmung mit dem behandelnden Neurologen angewendet werden können; 2019 erfolgte diesbezüglich eine Zulassungserweiterung durch die EMA. Dies deckt sich mit den Empfehlungen der Institution Embryotox (20). Auch Natalizumab gilt bei enger Kontrolle als anwendbar. Die Fortführung einer Therapie mit Alemtuzumab scheint akzeptabel, wenn dies zwingend erforderlich ist. Gleiches gilt für die Glatirameroide.
MS-Erkrankungen gelten nicht als Kontraindikation für Impfungen. Totimpfstoffe können jederzeit appliziert werden. Bei Lebendimpfstoffen sollte auf den Grad der Immunsuppression der Patienten geachtet und individuell entschieden werden. Dass durch Immunreaktionen infolge von Impfungen MS-Schübe ausgelöst werden, ist nicht belegt (21).
Gerd Bendas studierte Pharmazie an der Universität Halle, schloss mit dem Diplom ab und wurde 1994 promoviert. Im Jahr 2000 erfolgte die Habilitation für das Fachgebiet Pharmazeutische Chemie. Seit 2003 hat er die Professur für Pharmazeutische Chemie an der Universität Bonn inne. Seine Forschungstätigkeit liegt schwerpunktmäßig auf der Untersuchung der molekularen Mechanismen der Metastasierung und der Chemoresistenz von Tumoren sowie therapeutischen Strategien zu deren Inhibition. Aktuell wird die Möglichkeit zur Hemmung von Chemokinen als Ansatzpunkt einer Einflussnahme auf Entzündungs- sowie Metastasierungsprozesse untersucht.