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Corona-Therapie

Tocilizumab enttäuscht in weiterer Studie mit Covid-19-Patienten

Der Interleukin-6-Hemmer Tocilizumab wird seit Pandemiebeginn off label eingesetzt, um eine überschießende Immunreaktion bei Covid-19-Patienten zu dämpfen. Diese Woche hagelte es schlechte Ergebnisse.
PZ
22.10.2020  16:30 Uhr

Tocilizumab (RoActemra®) ist zugelassen zur Behandlung von Patienten mit schwerer aktiver rheumatoider Arthritis sowie einem Zytokin-Freisetzungs-Syndrom im Rahmen einer CAR-T-Zelltherapie. Off label wird der Interleukin-6-Hemmer seit Pandemiebeginn bei Covid-19-Patienten, um eine überschießende Immunreaktion zu verhindern. Diese Woche kamen diesbezüglich bereits die Ergebnisse drei verschiedener Studien im Fachjournal »JAMA« heraus. Dabei waren die Effekte auf die Mortalität, den Symptomscore oder die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung oder Verlegung auf die Intensivstation moderat bis nicht nachweisbar. Das Fazit: Der Nutzen einer Tocilizimab-Therapie bei schwer kranken Covid-19-Patienten bleibt unklar.

Nun sind im »New England Journal of Medicine« die Daten einer weiteren Tocilizumab-Studie veröffentlicht worden, dieses mal mit hospitalisierten Patienten, die jedoch noch keine mechanische Beatmung brauchten. Es handelt sich um eine randomisierte, prospektive, doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit dem Namen »BACC Bay Tocilizumab Trial« (NCT04356937), durchgeführt in drei Krankenhäusern in Massachusetts, USA. Daran nahmen 243 Patienten mit moderater SARS-CoV-2-Infektion teil. Sie erhielten alle die Standardbehandlung; zwei Drittel erhielten zusätzlich eine Einzeldosis  8 mg Tocilizumab pro Kilogramm Körpergewicht, ein Drittel stattdessen ein Placebo.

Die primären Endpunkte waren die Notwendigkeit einer Intubation oder der Tod. Zwar sank das Risiko insgesamt um 17 Prozent, der Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant. Sekundäre Endpunkte waren eine klinische Verschlechterung und ein Ende der Sauerstoffzufuhr. Auch hier ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. »Ein gewisser Nutzen oder Schaden kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, da die Konfidenzintervalle für Wirksamkeitsvergleiche breit waren«, so das Fazit der Autoren.

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