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Vitamin D3

Einzelne hohe Dosis zeigt keinen Nutzen bei  Covid-19

Profitieren Patienten, die mittelschwer bis schwer an Covid-19 erkrankt sind, von einer einmaligen hohen Dosis Vitamin D3? Nein, zeigt jetzt eine randomisierte klinische Studie.
Theo Dingermann
18.02.2021  09:42 Uhr

Die Frage nach der Wirksamkeit von Vitamin D3 bezogen auf einen mittelschweren bis schweren Covid-19-Krankheitsverlauf beschäftigt weiterhin die Gemüter. Dabei ist die Evidenzlage relativ eindeutig: Vitamin D3 kann den Verlauf der Erkrankung nicht abmildern. Zu diesem Schluss kommt nun auch eine randomisierte klinische Studie, die im Fachjournal »JAMA« publiziert wurde.

Die Studie, deren Ergebnisse nun Dr. Igor H. Murai und Kollegen von der medizinischen Fakultät der Universität Sao Paulo, Brasilien, publizierten, war eine multizentrische, doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie. 240 hospitalisierte Patienten mit Covid-19 waren in die Studie eingeschlossen. Diese waren zwischen dem 2. Juni und 27. August 2020 wegen eines mäßig bis schweren Covid-19-Erkrankungsverlaufs zur stationären Behandlung aufgenommen worden. 120 dieser Patienten erhielten eine einmalige orale Dosis von 200.000 IU Vitamin D3, die restlichen 120 Patienten erhielten ein Placebo.

Als primärer Endpunkt war die Aufenthaltsdauer, definiert als die Zeit vom Datum der Randomisierung bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus, definiert. Zu den vordefinierten sekundären Endpunkten gehörten die Sterblichkeit während des Krankenhausaufenthalts, die Anzahl der Patienten, die auf die Intensivstation verlegt wurden, die Anzahl der Patienten, die mechanisch beatmet werden mussten, und die Dauer der mechanischen Beatmung sowie die Serumspiegel von 25-Hydroxyvitamin D, Gesamtcalcium, Kreatinin und C-reaktivem Protein.

Ernüchternde Ergebnisse

237 Patienten mit einem mittleren Alter von 56,2 Jahren wurden schließlich in die primäre Analyse eingeschlossen. Der mittlere 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel betrug 20,9 ng/ml.

Am Ende der Studie unterschied sich die mediane Aufenthaltsdauer nicht signifikant zwischen der Vitamin-D3-Gruppe (7,0 [4,0-10,0] Tage) und der Placebogruppe (7,0 [5,0-13,0] Tage). Auch zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich der Mortalität während des Krankenhausaufenthalts, der Verlegung auf die Intensivstation oder der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung.

Wie zu erwarten, stieg der mittlere Serumspiegel von 25-Hydroxyvitamin D nach Einnahme einer Einzeldosis Vitamin D3 im Vergleich zu Placebo signifikant an (44,4 ng/mL vs. 19,8 ng/mL). Die hohe Vitamin-D-Dosis wurde im Allgemeinen gut vertragen.

Die Autoren ziehen am Ende den ernüchternden Schluss, dass bei hospitalisierten Patienten mit Covid-19 eine einzelne hohe Dosis Vitamin D3 im Vergleich zu Placebo nicht zu einer signifikanten Verkürzung der Krankenhausverweildauer führt. Somit unterstützen auch die Ergebnisse dieser Studie nicht die Verwendung hoher Vitamin-D3-Dosen zur Behandlung von mittelschwerem bis schwerem Covid-19.

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