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Heute und in Zukunft

Therapieoptionen bei Long Covid

Schätzungen zufolge sind 15 Prozent der Covid-19-Genesenen von Long Covid betroffen. Eine neue Leitlinie gibt Empfehlungen, wie man ihnen helfen kann. Zudem werden neue und alte Medikamente bei verschiedenen Symptomen des Long-Covid-Syndroms intensiv getestet.
Sven Siebenand
24.08.2021  07:00 Uhr

Von Betroffenen mit Long Covid werden eine Großzahl verschiedener Symptome berichtet. Fatigue, Dyspnoe, Riechstörungen und Leistungseinschränkungen sind sehr häufig beschriebene Beschwerden. Gesicherte therapeutische Interventionen beim Post-/Long-Covid-Syndrom sind bisher nicht bekannt. Eine neue S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Post-/Long-Covid-spezifischen Symptomen rät grundsätzlich, eine symptomorientierte Therapie und psychosoziale Betreuung zu initiieren.

So wird bei pulmonalen Beschwerden zu einer symptomorientierten, sofern möglich leitlinienadaptierten Therapie geraten. Die unterstützende Atem- und Physiotherapie kann hilfreich sein, heißt es in der Leitlinie. Anhaltender Husten sei ein häufiges Symptom bei Covid-19 in den ersten sechs bis zwölf Wochen nach der akuten Erkrankung, das sich im weiteren zeitlichen Verlauf verbessern kann. Bei stärkerer Symptomatik oder persistierenden Beschwerden könne in Analogie zu den Empfehlungen bei postinfektiösem Husten ein Therapieversuch mit einem inhalativen Corticosteroid und/oder β2-Sympathikomimetikum durchgeführt werden, insbesondere, wenn Hinweise für eine bronchiale Hyperreagibilität bestehen.

Empfehlungen bei Fatigue nach Covid-19

Auch psychische Symptome und Erkrankungen sind in der Planung und Durchführung einer Post-/Long-Covid-Behandlung und -Rehabilitation gemäß der Leitlinie zu berücksichtigen. Die häufig berichteten Bedürfnisse nach Ruhe und Stressreduktion sowie Symptome von Reizüberflutung und Überforderung sollten ernst genommen und dem Patienten ausreichend Zeit zur Regeneration gewährt werden. Psychotherapeutische Behandlung ist angezeigt, wenn eine klinisch relevante Diagnose gesichert ist oder die subjektive Belastung so groß ist, dass Lebensqualität und Alltag deutlich eingeschränkt sind. Bei schweren Formen von Depressionen und Angststörungen sollte auch leitliniengerecht eine psychopharmakologische Mitbehandlung erwogen werden.

Explizit wird in der Leitlinie auf das sehr häufige Symptom Fatigue eingegangen. Ziel der Therapie sollten demnach eine Symptomlinderung sowie das Vermeiden einer Chronifizierung sein. Dazu gehören zum Beispiel die Förderung des Schlafs, Maßnahmen zur Stressreduktion und Entspannung. Zudem sollte getestet werden, ob körperliche Aktivität die Fatigue bessert oder zu ihrer Verschlechterung führt.

Liegen kardiologische Beschwerden vor, wird grundsätzlich zu einer symptomorientierten Therapie geraten, die sich nach den aktuellen Leitlinien zur Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen richtet. Hierzu gehören die Einleitung einer pharmakologischen Therapie bei Nachweis einer reduzierten Pumpfunktion des Herzens sowie die einer Antikoagulation bei während der Akutphase durchgemachten thromboembolischen Komplikationen. Eine generelle Empfehlung zu einer venösen Thromboembolie-Prophylaxe bei unkompliziertem Akutverlauf kann laut Leitlinie derzeit für die Post-Covid-19-Phase aber nicht gegeben werden. Allerdings sollte die Indikation hierzu bei Hochrisikopatienten im Einzelfall großzügig gestellt werden und ist für circa drei Monate zu erwägen.

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