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Neue Arzneimittel

Forschung für Long-Covid-Medikamente braucht noch Zeit

Für die akute Corona-Erkrankung gibt es ein paar therapeutische Möglichkeiten. Long Covid lässt sich dagegen derzeit noch kaum behandeln. Wann kommen Medikamente gegen Long Covid?
dpa
30.03.2023  12:30 Uhr

Während die Entwicklung von Corona-Impfstoffen außergewöhnlich schnell ging und Covid-19-Medikamente rasch gefunden wurden, steht der Durchbruch bei Long-Covid-Wirkstoffen noch aus. Von der Idee für eine klinische Studie bis zum Beginn vergehe mehr als ein Jahr, heißt es aus Berlins Uniklinik. 

Bereits im Sommer 2022 wollten Forschende um Charité-Professorin Dr. Carmen Scheibenbogen ihre erste Long-Covid-Studie beginnen. Das Ziel: Schnellstmöglich wirksame Medikamente und Therapien gegen die Langzeitfolgen und deren schwerste Form ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) finden. Aber hohe regulatorische Anforderungen an klinische Studien hätten das Vorhaben gebremst. Es geht um Dokumente, Verträge, Datenschutz – nichts, was im engeren Sinne mit der Forschung selbst zu tun hätte.

Hinter vorgehaltener Hand zeigen sich Long-Covid-Forschende auch an anderen Orten gefrustet. Bei einer Studie, auf der Hoffnungen einiger Betroffener ruhen, ist die Förderung bewilligt und stehen Probanden bereit, aber es fehlt die Genehmigung. Es ist aber nicht nur das.

Long Covid ist komplex

Unter Long Covid versteht man Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase von vier Wochen fortbestehen oder dann neu auftreten. Post Covid beschreibt das Krankheitsbild mehr als zwölf Wochen nach der Corona-Infektion. Die Symptome sind sehr uneinheitlich. In der Patientenleitlinie geht es etwa um Atemnot und Husten, Müdigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, aber auch um Sorgen und Traurigkeit.

Für ME/CFS ist charakteristisch, dass sich der Zustand nach geringer Anstrengung deutlich verschlechtert. Laut Charité gehören zu den Leitsymptomen schwere Erschöpfung, Konzentrations- und Schlafstörungen, körperliche Symptome wie etwa Hals-, Muskel- und Kopfschmerzen und ein Verlauf über mindestens sechs Monate.

Die Beschwerden werden wohl durch unterschiedliche Vorgänge im Körper hervorgerufen. Überreaktionen des Immunsystems können eine Rolle spielen, ebenso Gefäßveränderungen, aber auch Viren, die sich nach Covid-19 noch im Körper verstecken oder von früheren Infektionen reaktiviert sind.

ME/CFS ist an sich nicht neu: Laut Schätzungen waren vor der Pandemie hierzulande schon 250.000 Menschen davon betroffen, etwa nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus oder der Grippe. Auch diese Menschen hoffen auf Hilfen im Zuge der Forschung zu Long Covid.

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