Therapie off Label, aber hilfreich |
Der fehlende Dopamin-Überschuss (bei cholinergem Defizit) erklärt auch die Antipsychotika-Sensitivität der LBD-Patienten; sie haben – analog zu Parkinson-Patienten – ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Wirkungen wie extrapyramidal-motorische Störungen. Zudem ist paradoxerweise eine Zunahme der Halluzinationen oder eine verlängerte Sedierung möglich und die motorische Parkinson-Symptomatik kann massiv verstärkt werden. Daneben bestehen Hinweise auf erhöhte Morbidität und Mortalität bei Demenzerkrankten. Gerade zu Beginn der Erkrankung ist eine Behandlung mit Antipsychotika daher nicht zu empfehlen (8).
Bei zunehmender Erkrankungsdauer müssen Antipsychotika eventuell doch erwogen werden. Wie bei der Parkinson-Krankheit kommen ausschließlich die Substanzen Quetiapin und Clozapin infrage (off Label) (8).
Clozapin darf nur nach rechtswirksamer Aufklärung mit besonderen Vorsichtsmaßnahmen eingesetzt werden. So muss 18 Wochen lang einmal wöchentlich das Differenzialblutbild kontrolliert werden, danach im vierwöchentlichen Rhythmus (wegen Agranulozytose-Gefahr). Meist reichen geringe Tagesdosen aus, zum Beispiel Clozapin 6,25 bis 25 mg oder Quetiapin 25 mg. In höherer Dosierung können deren anticholinerge Effekte problematisch werden. Auf Somnolenz, orthostatische Hypotonie, Mundtrockenheit, Obstipation bis zum paralytischen Ileus, Harnverhalt, Tachykardie und potenzielle Blutbildstörungen ist zu achten.
Patienten mit Lewy-Körperchen-Demenz sprechen auf dopaminerge Parkinson-Medikamente oft nur mäßig an; diese können die psychotische Symptomatik sogar verstärken. L-Dopa sollte allenfalls niedrig dosiert und es sollten keine Dopaminagonisten eingesetzt werden.
Eine Depression kann mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) oder dualen Substanzen (SSNRI) wie (Des-)Venlafaxin, Duloxetin oder Milnacipran behandelt werden. Gegebenenfalls ist die sedierende Wirkung von Mirtazapin oder Trazodon und die schlafregulierende Wirkung von Agomelatin nutzbar.
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Alle Substanzen haben keine offizielle Zulassung für die Behandlung von Patienten mit Lewy-Körperchen-Demenz. Über den Off-Label-Use ist immer aufzuklären. Dieser sollte aber nicht vom Einsatz abhalten.
Cholinesterase-Hemmer sind die entscheidende Medikation für Patienten mit Lewy-Körperchen-Demenz! Sie sollten in jedem Krankheitsstadium eingesetzt werden. Die Kontraindikationen Bradykardie, floride gastrointestinale Ulzera, Epilepsie und schweres Asthma sind dabei unbedingt zu beachten. Diese Empfehlungen entsprechen der klinischen Erfahrung der Autorin und sind in den Behandlungsleitlinien mit Hinweisen auf die Wirksamkeit dokumentiert.
Beim Einsatz von Donepezil ist zu beachten: Entgegen den Empfehlungen der Fachinformation sollte die Gabe morgens erfolgen. Hierüber herrscht Einigkeit bei klinisch erfahrenen Behandelnden. Eine abendliche Gabe kann aufgrund der ungünstigen Beeinflussung der Schlafphysiologie mit vermehrten Albträumen und Schlafstörungen