Steine, Stenosen und Zystitis |
Mehr als drei Viertel der Menschen mit Gallensteinen bemerken diese nicht. Eher unspezifische Symptome sind postprandiales Druckgefühl im Bauch, Übelkeit, Völlegefühl, Erbrechen und Blähungen. Sehr schmerzhaft wird es bei der Gallenkolik, die mehrere Stunden mit äußerst starken, krampfartigen Schmerzen anhalten und in die rechte Schulter (Head-Zone) ausstrahlen kann. Bei der Kolik liegt der Gallenstein meist am Ausgang der Gallenblase oder im Ductus cysticus.
Diagnostisch lässt sich die Cholelithiasis mit einer Sonografie des Oberbauchs erfassen. Wenn dazu die Anamnese des Schmerzbilds passt, ist die Diagnose schon sehr valide. Meist lässt sich sogar die Gallenblase tasten (Murphy-Zeichen), da sie durch den gestörten Abfluss der Gallenflüssigkeit prall gefüllt ist.
Folgende Labordiagnostik wird zur Bestätigung und Verlaufskontrolle mit herangezogen: C-reaktives Protein, Leukozytenzahl sowie Pankreaslipase und Amylase zur Prüfung, ob das Pankreas bereits entzündet ist.
Bei der Verlaufskontrolle kann die Bestimmung der alkalischen Phosphatase und der γ-Glutamyltransferase Hinweise auf die Wanderung der Gallensteine und eine Cholestase (Stauung) geben. Daher wird der Verlauf im akuten Fall täglich über die Labordiagnostik verfolgt.
In der Regel ist das Mittel der Wahl die operative Entfernung der Steine – sofern sie Beschwerden bereiten. Dazu gibt es unterschiedliche Verfahren.
Bei einer Choledocholithiasis findet die sogenannte ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie) Anwendung, bei der die Steine endoskopisch aus dem Gallengang entfernt werden. Ist dieses Verfahren nicht möglich, wird die laparoskopische Cholezystektomie eingesetzt. Über kleine Bauchschnitte, in die auch eine Kamera eingeführt wird, entfernt der Operateur die Gallenblase.
Beide Verfahren sollten unbedingt im symptomfreien Intervall oder bei sehr geringer Entzündung stattfinden. Ansonsten besteht das Risiko, dass Gallenblase oder Gallengang bei dem Eingriff platzen und Gallenflüssigkeit in den Bauchraum austritt. Das bedeutet: Je früher die Gallenblase entfernt wird, desto seltener treten Komplikationen auf (Kasten).
Eine weitere Therapieoption ist die Stoßwellenlithotripsie, bei der die Steine zerkleinert werden und dann in den Darm »abgehen« können. Jedoch können auch die Bruchstücke die Gallengänge (5 bis 6 mm Durchmesser) verstopfen und wiederum eine Kolik auslösen. Deshalb wird dieses Verfahren nur noch angewandt, wenn es für eine Operation Kontraindikationen gibt.
Dies gilt auch für die medikamentöse Litholyse. Bei Steinen unter 2 cm Durchmesser wird eine Auflösung durch Ursodesoxycholsäure und Chenodesoxycholsäure versucht. Beide Arzneistoffe sind Gallensäuren und werden zwei- bis dreimal täglich oral verabreicht. Kleinere Steine (wenige mm Durchmesser) können so innerhalb von etwa sechs Monaten aufgelöst werden. Größere Steine (1 bis 2 cm Durchmesser) benötigen dafür ein bis zwei Jahre. Diese Auflösung funktioniert nur bei Cholesterolsteinen. Die Rezidivrate ist mit 50 Prozent sehr hoch; das heißt, bei der Hälfte der Patienten bilden sich innerhalb von fünf Jahren erneut Steine. Die Evidenz dieser Therapie ist damit sehr niedrig.
Ursodesoxycholsäure kann jedoch die Bildung von Steinen bei übergewichtigen Patienten während einer sehr strengen Diät verhindern, da Gewichtsverlust mit Freisetzung von Cholesterol verbunden ist. Wer mehr als 1,5 kg Körpergewicht pro Woche abnimmt, sollte mit Ursodesoxycholsäure behandelt werden. Denn einmal gebildete Gallensteine lassen sich sehr schwer wieder auflösen.
Alternativmedizinisch wird eine Therapie zur »Reinigung« der Gallenblase angeboten, bei der der Patient eine größere Menge Olivenöl trinkt und dann scheinbar Gallensteine ausscheidet. Konkret findet im Magen mit Olivenöl und Magensäure eine Art Verseifungsreaktion (saure Hydrolyse) statt. Ausfällungen wandern in den Darm und bilden dort Konkremente, die durch die Gallenflüssigkeit grünlich gefärbt werden. Optisch sehen diese Konkremente wie Gallensteine aus, sind aber natürlich keine. Diese Therapie führt zu teils schweren Nebenwirkungen wie Diarrhö und Pankreatitis (3).
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Komplikationen treten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf, wenn keine angemessen schnelle oder gar keine Behandlung stattfindet. Der Zeitfaktor ist entscheidend.