Spezielle Aufgaben für Apotheker |
Viele Intensivstationen waren Vorreiter für die Verwendung elektronischer Verordnungssysteme in Deutschland. Spezialisierte Programme, die die intensivmedizinische Betreuung abbilden, waren bereits vor mehr als zehn Jahren auf dem Markt und auch in Verwendung, lange bevor das Thema Computerized Physician Order Entry (CPOE) für den klinikweiten Einsatz diskutiert wurde.
Gerade dieser spezialisierte abgegrenzte Bereich profitiert von einer Software-gestützten Anordnungs- und Dokumentationsmöglichkeit, da zum Beispiel komplexe Arzneimitteltherapieregime hinterlegt und die große Menge an Dokumentation über den Patienten übersichtlicher gestaltet werden kann. Auch Laborparameter, die auf Intensivstationen häufiger und in größerem Umfang erfasst werden als auf Normalstation, können schneller in Zusammenhang mit den restlichen Patientendaten gebracht werden.
In Bezug auf die technischen Voraussetzungen für eine elektronische Verordnungs- und Dokumentationssoftware sind Intensivstationen behandlungsbedingt besser ausgestattet als andere Stationen. Hardware ist beispielsweise in den meisten Patientenzimmern installiert. Aktuell liegt die große Herausforderung unter anderem darin, die bereits laufenden elektronischen Systeme auf den Intensivstationen mit neu etablierten Systemen in den restlichen Bereichen der Kliniken zu synchronisieren.
Bei der Betreuung der Verordnungssoftware kommt den Apothekern als Arzneimittelexperten eine wichtige Aufgabe nicht nur für die Intensivmedizin zu. Von der Etablierung bis zum routinemäßigen Betrieb bringen sie Kenntnisse ein, die weder bei IT-Experten noch bei Ärzten oder Pflegekräften vorliegen. Damit stellt die Apotheke eine essenzielle Schnittstelle für die Betreuung des CPOE dar.
Je nach verwendeter Software können die erarbeiteten pharmazeutisch-medizinischen Standards aktiv oder passiv hinterlegt und regelmäßig aktualisiert werden. Neben der Unterstützung des Medikationsmanagements helfen elektronische Verordnungssysteme dabei, schnell über Ersatzpräparate und Alternativstrategien bei Lieferengpässen zu informieren. Die Informationen stehen dann im System sofort für alle Beteiligten zur Verfügung. In der ersten Covid-19-Welle 2020 war beispielsweise die Versorgungslage für zahlreiche intensivmedizinisch entscheidende Wirkstoffe wie Sedativa, Analgetika, Vasopressoren und Antibiotika kritisch.
Da auch Intensivstationen in sich wiederum fachlich aufgegliedert sind (internistisch, chirurgisch, neurochirurgisch, traumatologisch, onkologisch und viele mehr), kann dieser Beitrag nur einige übergreifende Aspekte herausgreifen. Bleibt zu hoffen, dass auch in Deutschland der »Intensivapotheker« irgendwann zum Alltag auf diesen Stationen gehören wird. Die Motivation dafür ist aus pharmazeutischer Sicht gegeben.
Anka Röhr studierte Pharmazie in Würzburg und ist seit Juni 2011 als Apothekerin im Klinikum Heidenheim tätig. Sie hat die Weiterbildung zur Fachapothekerin für Klinische Pharmazie, Bereichsweiterbildung Infektiologie, absolviert und wurde mit einer Arbeit zur Dosierung von Antiinfektiva bei Patienten mit Nierenersatzverfahren promoviert. Dr. Röhr ist Delegierte der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Ihre Arbeitsschwerpunkte in der Klinikapotheke sind Therapeutisches Drug Monitoring und Arzneimittelinformation.